NIKE-Bulletin 1/2022
Freizeit
Auf einmal war das Theater zu. Was vorher selbstverständlich schien, war von einem Tag auf den andern unerreichbar. Als wegen der Covid-19-Pandemie alle Freizeit- und Kulturstätten ihre Programme absagten und die Türen schlossen, wurde uns allen schmerzlich bewusst, wie zentral sie für uns sind. In normalen Zeiten verbringen wir dort viele unserer frei verfügbaren und verpflichtungslosen Stunden.
An Orten der Freizeit wird gelauscht, gestaunt und gespielt. Hier werden Begegnungen gemacht, Geschichten inszeniert und Wettkämpfe ausgefochten. Hier erholen wir uns, entfalten und entwickeln wir uns weiter. Es wird gebadet, getanzt und gelacht – oft von der ersten bis zur letzten Tagesstunde. Als dies nicht mehr möglich war, wichen die Menschen auf Naturerlebnisse aus und Kulturstätten mussten darben. Studien zum Kulturverhalten der Menschen während der Pandemie zeigen aber auch, dass die Menschen das kulturelle Erbe vermehrt schätzen lernten.
Auf diese Orte der Freizeit richten sich die Scheinwerfer der 29. Ausgabe der Europäischen Tage des Denkmals vom 10. und 11. September 2022. Unter dem Motto «Freizeit – Temps libre – Tempo libero – Temps liber» präsentieren die Denkmaltage Stätten der Kunst, der Erholung und des Sports, die Teil unseres kulturellen Erbes sind. Sie führen uns auf Kulturwegen, in der Seilbahn oder mit dem Dampfschiff auf einen Streifzug zu mittelalterlichen und vorindustriellen Stätten der Freizeit. Zu sehen sind Bäder und Theaterbauten, Hotels der Belle Époque, frühe Sporthallen, Volkshäuser oder Museen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Denkmaltage beleuchten, was es braucht, damit historisch bedeutende Orte der Freizeit lebendig bleiben und nicht zur Kulisse verkommen.
In diesem NIKE-Bulletin bieten Ihnen die Beiträge über das Kino Le Plaza in Genf, das Freibad Gruebi in Adelboden oder über Heinz Islers meisterhafte Tennishalle in Allschwil einen Vorgeschmack auf die Denkmaltage. Nehmen Sie sich eine freie Stunde für die Lektüre dieses Hefts, reservieren Sie sich ein paar weitere für den Besuch der Denkmaltage im September 2022. Erleben Sie mitreissende Geschichten auf kleinen und grossen Bühnen: Licht an!
Maria Christoffel, Kampagnenleiterin Europäische Tage des Denkmals
Das fabelhafte Schicksal des Kinos Le Plaza
Die abenteuerliche Geschichte des Genfer Kinos Le Plaza – ein Meisterwerk des modernistischen Genfer Architekten Marc J. Saugey – besitzt alle Zutaten für einen packenden Film, vor allem ein unglaubliches Happy End, wobei man eigentlich nicht von einem «Ende» sprechen sollte, sondern vielmehr von einer «Wiederbelebung». Das Le Plaza ist mit seinen ursprünglich geplanten 1300 Plätzen nicht nur das grösste, sondern auch das avantgardistischste Genfer Kino. [...]
Sonnen, baden in den Bergen
Freibad von Adelboden in farbenfroher Klarheit wiederbelebt
Im Schwimm- und Sonnenbad von Adelboden ist das Lebensgefühl der Moderne mit dem Drang nach Luft, Sonne, Bewegung und Vergnügen wieder erlebbar. Der Entscheid für eine fachgerechte Restaurierung anstelle eines «Allerwelts-Bädli» wird von allen Beteiligten und der Bevölkerung nicht bereut.
Geformt für fliegende Bälle
Die Tennishalle in Allschwil – ein zeitloses Schalentragwerk
Als Baudenkmal noch kaum wahrgenommen, steht am Rand der Stadt Basel eine Tennishalle in ausdrucksstarker Schalenkonstruktion. Das Tenniscenter Paradies in Allschwil aus dem Jahr 1982 zeugt vom Schaffen des Ingenieurs Heinz Isler. Das unkonventionelle Betondach erfüllt seine Aufgabe heute wie damals perfekt.