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Jenseits der schönen Bräuche

Mündliche Tradierung in der ländlichen Zentralschweiz

Zu den signifikanten Eigenheiten der westlichen Moderne zählt der Umstand, dass der gesellschaftliche Wissenstransfer eine ausgeprägte Schriftgebundenheit aufweist. Formen der mündlichen Überlieferung existieren zwar, sie bestehen aber meist in einem Zusammenspiel zwischen Erzählung und schriftlicher Fixierung.
    
Betruf (Alpsegen), Übernamen oder Geistergeschichten: Die Zentralschweiz ist auf der nationalen Liste der lebendigen Traditionen mit überdurchschnittlich vielen Einträgen aus der Kategorie der «mündlichen Ausdrucksweisen» vertreten. Hierin spiegeln sich die kulturellen Praktiken einer überwiegend ländlichen Bevölkerung, die ein eigenes lokales Kulturleben ausübt. Im sozialen Nahbereich des Dorfs oder der Talschaft funktioniert Kultur informell und unvermittelt. Ihre Tradierung geht zuweilen ganz direkt von Mund zu Ohr, wie es beispielsweise beim Weitergeben von Jodelliedern oder Naturjutzen immer noch häufig vorkommt.

Innerhalb der lebendigen Traditionen sorgen die «mündlichen Ausdrucksweisen» mitunter für ungewohnte Töne. Dies zeigt sich exemplarisch an den Geschichten über spukende Geister. Das Reden über Spukerscheinungen ist in der Öffentlichkeit tabuisiert. Die Tradierung der weit verbreiteten Geistergeschichten geschieht vor allem im engeren Familien- oder Freundeskreis. Dadurch ergibt sich die paradoxe Situation, dass eine lebendige Tradition nur schwierig fassbar ist. Obwohl es eine relativ breite Trägerschaft gibt, mangelt es weitgehend an der Bereitschaft, die Traditionspraxis nach aussen zu tragen.

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