Palézieux: Von der Römerstrasse zum «grünen Weg»
In Palézieux (Gemeinde Oron VD) existiert ein historischer Weg, der nicht mehr in Gebrauch und darum grösstenteils verschwunden ist. Archäologisch und landschaftlich ist er nach wie vor fassbar, sei es in unterirdischen Überresten, sei es in gut sichtbaren geradlinigen Baumreihen. Diese pflanzlichen Elemente entlang des ehemaligen Verkehrsweges zeichnen heute den Verlauf der verschwundenen Route nach; sie sind ihre «landschaftliche Erinnerung».
Legen die landschaftlichen Elemente die These nahe, dass hier einst ein Weg bestand, wird diese durch historische Karten erhärtet. Damit wird die Existenz eines einstigen Verkehrswegs an dieser Stelle zur Tatsache. Bleibt nur die Frage, aus welcher Zeit er datiert. Handelt es sich um eine Römerstrasse? An zwei Stellen wurden stratigraphische Sondierungen vorgenommen, die Berichte der Fachstelle für Kantonsarchäologie legen den Ursprung der Strasse in römischer Zeit nahe. Die Indizien sprechen also dafür, dass es sich bei der einstigen Route um die Römerstrasse handelt. Somit weist diese eine bemerkenswerte Kontinuität im Gebrauch auf: vom römischen Kaiserreich bis ins 19. Jahrhundert.
Seit langem schon hegt der Autor die Absicht, mit Hilfe der materiellen Spuren und der Anzeichen für die Römerstrasse (vor allem der Baumreihen) auf der gesamten Länge oder einem Teil des antiken Wegverlaufs eine Route für die sanfte Mobilität, einen «grünen Weg», einzurichten. Dessen (künftige) Realisierung, die in die Zuständigkeit der Gemeinde Oron fällt, hätte einen zweifachen Nutzen. Es böte sich hier die seltene Gelegenheit, die Erhaltung des antiken mit der Schaffung eines neuen öffentlichen Wegs zu verbinden, welcher der Römerstrasse nach fast zwei Jahrtausenden neues Leben einhauchen würde.
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