Digitalisierung als Chance
Die meisten Museen haben eine Internet-Präsenz, eine ganze Reihe versucht, ihre Besucher über die sozialen Medien an sich zu binden, viele inventarisieren ihre Werke auch Datenbank-gestützt und präsentieren die Daten einschliesslich Reproduktion dieser Werke im Internet. Trotzdem bleibt im Museum das Bewusstsein von der Überlegenheit des Originals vorherrschend. In einem intelligent gestalteten Verhältnis zum Original kann die Reproduktion aber einen substanziellen Beitrag zur Vermittlungsleistung liefern. Sie kann aus dem staunenden einen mitgestaltenden Betrachter machen, aus dem eher rezeptiv agierenden einen produktiv tätigen.
Artigo ist ein Projekt zur gemeinschaftlichen Erschliessung von Kunstwerken, respektive von deren Reproduktionen (www.artigo.org). «Gemeinschaftliche Erschliessung» heisst hier, dass Personen, deren einzige Qualifikation darin besteht, dass sie über einen Internet-Anschluss verfügen, Abbildungen aus einer Bilddatenbank mit tags/Annotationen anreichern. Mit diesen tags können unmittelbar danach andere nach Werken in einer Datenbank von ca. 50 000 Werken suchen. Das Ganze ist als Spiel organisiert.
Ein Aspekt scheint dabei besonders wichtig: Kulturinstitutionen können mit einem solchen Spiel ihre «Kundschaft» ansprechen und diese auch individuell kontaktieren. Artigo kann dazu verwendet werden, einerseits eine Aktivierung von Kunstinteressierten zu betreiben, andererseits ist es möglich, die Neugier des Spielers zu verstärken, die Objekte auch einmal im Original zu betrachten. Ebenfalls denkbar wäre es, dass die Denkmalpflege mit ähnlichen Verfahrensweisen auf das lokale Wissen von Bewohnern und Nachbarn zurückgreift.
Bild: www.artigo.org
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