Identität und Baudenkmal
Eine Gesellschaft identifiziert sich mit ihrer Geschichte. Sie erkennt und interpretiert bauliche Strukturen, die von dieser Geschichte zeugen, als Denkmäler, und schützt sie. Nur wenigen Denkmälern in unserem Land kommt der Rang eines nationalen Erinnerungsortes zu. Dennoch existieren sehr viele Denkmäler, die für eine stattliche Zahl von Menschen mit persönlicher oder kollektiver Erinnerung und Bedeutung behaftet sind.
Wird Identität im Sinne von Echtheit festgestellt, spricht man von Authentizität. Erkennt sich ein Individuum als Teil einer Gruppe oder einer abstrakten Begrifflichkeit, so liegt eine Identifikation vor. Die Sichtweise, dass der Entwurf, die Idee und die Geschichte, also immaterielle Werte das Wesentliche eines Denkmals ausmachen würden und der überlieferte materielle Bestand weniger wichtig und damit unter Umständen ohne Verlust der Identität ersetzbar sei, nimmt international überhand. Dagegen wird in den Leitsätzen zur Denkmalpflege in der Schweiz festgehalten, dass ein Denkmal in seiner Substanz erhalten sein muss, um als authentisches historisches Zeugnis betrachtet und befragt werden zu können.
Auch wenn Denkmäler im Wesentlichen auf dem Bedürfnis des Menschen nach Erinnerung gründen, ist es nicht notwendig, dass sie einen identitätsstiftenden Charakter haben. Die Eigenschaft, historisches Zeugnis zu sein ? die Authentizität ? reicht aus, damit der Substanz eines Objekts Denkmalwert zukommt. Zur Förderung des Bewusstseins breiter Bevölkerungskreise für die Werte der Baudenkmäler ist es wichtig, dass der identitätsstiftende Charakter, der einem wesentlichen Teil des gebauten Erbes innewohnt, vermittelt und erkannt wird.
Bild: Pressestelle Bundeshaus
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