«Hinter dem Ofen ist mir wohl» ? Der Kachelofen als Wärmequelle
Die Entstehungsgeschichte des Kachelofens ist nicht restlos geklärt. Fakt ist derzeit, dass diese Heizform in der Antike noch nicht existierte und dann im Laufe der Jahrhunderte zwischen Spätantike und Hochmittelalter «erfunden» wurde. Der Kachelofen, bestehend aus Ofenlehm und keramischen Bauteilen, den Ofenkacheln, gilt als hochmittelalterliche Erfindung, die spätestens ab der Zeit um 1100 in der Nordwestschweiz bzw. der Region des Oberrheins ihre ersten Vertreter hatte. Von da aus breitete sich dieser Ofentyp allerdings sehr schnell aus. Gründe dafür liegen in der einfachen, kostengünstigen und Brennholz sparenden Handhabung, in der schnellen Energieabstrahlung über die keramischen Kacheln sowie die Wärmespeicherung im Lehmmantel des Ofens. Da die meisten Öfen nach dem Hinterladerprinzip beheizt wurden, war der wesentlichste Grund für die Verbreitung des Kachelofens jedoch die Entstehung eines rauchfrei beheizbaren Raumes im Haus, der Stube.
Die ältesten Typen von Kachelöfen waren eine Kombination von Lehmaufbau und Gefässkacheln. Dabei wurden Becher- und Röhrenkacheln mit ihrer Öffnung gegen den Raum hin orientiert. Mit dem Einbau der keramischen Kachel erreichte man eine schnellere Erwärmung des Ofens. Der Gesamteindruck des Ofens war der eines «Lehmofens», der mit einzelnen keramischen Kacheln besetzt ist. Im mittleren 14. Jahrhundert erfolgte die Erfindung des «spätgotischen Turmofens» mit den ersten eckigen Kacheln, die eine Aneinanderreihung am Ofen ermöglichten. Ab dem 15. Jahrhundert besass der Ofen eine vollständige keramische Hülle. Spätere Weiterentwicklungen führten zu kunstvolleren oder stark vereinfachten Ofenformen, deren Kacheltypen aber im technologischen Aufbau keine grundsätzlichen Veränderungen mehr zeigten.
Bild: Archäologischer Dienst GR