Die globalisierte Luzerner Steinzeit
Bereits für die Menschen der Alt- und Mittelsteinzeit im Gebiet der heutigen Schweiz belegen Funde (vorwiegend Schmuckstücke), dass weiträumige Verbindungen bestanden haben müssen: Bernsteinstücke stammen nachweislich aus dem Ostseegebiet, kleine Figuren und Perlen aus Gagat vermutlich aus Süddeutschland. Zwischen etwa 9000 und 5500 v. Chr. waren hier offenbar Schmuckanhänger aus Meeresschnecken vom Mittelmeer gross in Mode.
Der Beginn der bäuerlichen Lebensweise um 5500 v. Chr. ist ohne Handel und Fernkontakte gar nicht denkbar. Die wichtigsten Grundlagen, Haustiere und Kulturpflanzen, wurden nämlich alle eingeführt und ermöglichten den Einheimischen die Umstellung auf die neue Ökonomie. Silex war ein wichtiger Rohstoff für Werkzeuge. In guter Qualität und grosser Quantität kommt er in der Schweiz nur im Jura und am Jurasüdfuss vor. Immer wieder werden in jungsteinzeitlichen Dörfern der Schweiz aber auch Artefakte entdeckt, die einen langen Weg hinter sich haben. Ein 1932 im Luzerner Wauwilermoos entdeckter Dolch muss aus der 660 km entfernten Gegend um Beiersdorf in Bayern stammen. Auch weitere Funde belegen Handel und Transport von Silex über weite Strecken. Aus der Luzerner Jungsteinzeit kennen wir Silexklingen aus Süd-, Zentral- und Ostfrankreich, aber auch aus Norditalien und Holland. Solche Klingen zu importieren ist auf den ersten Blick wirtschaftlich unsinnig: In den hiesigen Aufschlüssen gibt es genügend gutes Rohmaterial. Die Importe müssen deshalb einen anderen Grund haben.
Auch Steinbeile wurden über grosse Distanzen gehandelt. Bemerkenswert sind Steinbeile aus dem italienischen Piemont, die in ganz Westeuropa gefunden werden, ja sogar bis nach Schottland verfrachtet worden sind. Zwischen etwa 4000 und 3500 v. Chr. wurden im Schweizer Mittelland grosse Mengen an Steinbeilen aus Aphanit aus Werkstätten in den französischen Vogesen importiert.
Bild: Kantonsarchäologie Luzern