Die Bearbeitung der Abfälle in einem mesolithischen Abri, eine komplexe Angelegenheit?
Die prähistorische Archäologie betrachtet Abfälle als ein kapitale Informationsquelle, nicht nur zum technisch-kulturellen oder ökonomischen Bereich, sondern auch in einer räumlichen Perspektive. Ihre Dichte oder ihr Fundort in Bezug zu anderen Strukturen liefern nämlich Möglichkeiten, um Verhaltensphänomene zu erforschen.
Das Abri am Fuss der Felswand von Arconciel/La Souche befindet sich in der Saaneschlucht, sechs Kilometer flussaufwärts von Fribourg. Gut geschützt durch einen Felsüberhang, enthält das Abri bedeutende Spuren einer nahezu lückenlosen menschlichen Präsenz im Spätmesolithikum (6800?5000 v. Chr.). Die Spuren dieser Frequentation haben sich als archäologische Schichten abgelagert, welche eine aussergewöhnliche Stratigraphie von drei Metern Höhe (!) bilden. Im Zentrum dieses archäologischen Fundgutes bilden Abfälle die mit Abstand grösste Gruppe. Die tierischen Überreste, sehr oft verkohlt und extrem fragmentiert, gehören zum häuslichen Bereich. Das Vorkommen zahlreicher Scherben und Splitter sowie von Werkstücken aus Silikatgestein oder harten tierischen Materialien weist auf den Bereich des Handwerks.
Es ist derzeit noch schwierig, die Bearbeitung der Abfälle und die Organisation des bewohnten Bereichs zu interpretieren. Erste Indizien weisen immerhin auf eine vorrangige Rolle der Feuerstellen hin. Wenn auch die Geschichte ihrer Verwendung erst noch geschrieben werden muss, so zeigen mehrere davon immerhin Spuren einer andauernden Benutzung. Die Dichte von Scherben aus Silikatgestein könnte auf Steinbearbeitung in unmittelbarer Nähe der Feuerstellen hinweisen. Damit hätte man hier einen Beleg für Feuerstellen, um die herum sich in vielfältiger Weise das technische und häusliche Leben abspielte.
Bild: Documents SAEF