Die Orangerie des Löwenhofs in Rheineck (SG)
Etwas abseits des Dorfkerns von Rheineck liegt der barocke Herrschaftssitz Löwenhof. Westlich des Haupthauses fügt sich eine ausgedehnte Gartenanlage an. Neben einem zentral angeordneten Gartenhaus und einem abseits gelegenen oktogonalen Pavillon ist die Orangerie wichtiger Teil des Gartens.
Zusammen mit der gesamten Anlage wird die Orangerie wohl 1746 fertig gestellt. Den Luxus einer Orangerie leistete sich Johannes Heer (1680?1756). Der Textilkaufmann aus Verona entstammt einem alten Geschlecht aus Rheineck: Sein Vater Hans Heer (?1687) begründete das bedeutende Veroneser Seiden-, Woll- und Leinwandhandelshaus Giovanni Heer. Im Jahr 1869 wurde der Löwenhof von der Familie Baerlocher gekauft, die die Anlage noch heute besitzt. 1998 wurde die Orangerie durch die Besitzer zusammen mit der Denkmalpflege restauriert.
Der Bau mit seiner schräg gestellten Glasfront ist optimal nach Süden ausgerichtet. Der Innenraum ist mit einer reich stuckierten Decke, Allegorien der vier Jahreszeiten in den Ecken sowie Darstellungen von Putti mit Gartenwerkzeugen (Längsseite) ausgestattet. Noch bis vor wenigen Jahren fanden empfindliche Kübelpflanzen, wie Zitrus, Lorbeer oder Palmen hier ihr frostfreies Winterquartier. In neuester Zeit dient die Orangerie als Atelier des Bildhauers Erwin Müller. Damit ist der Bau nicht nur Zeuge barocker Prachtentfaltung, sondern auch Beispiel einer gelungenen Umnutzung.
Die Orangerie des Löwenhofs ist eine von über 120 Orangerie- und Gewächshausanlagen, welche im Rahmen des Forschungsprojekts «Orangerien und Gewächshäuser in der Schweiz» bis jetzt lokalisiert wurden. Das Projekt ist an der Universität Bern angesiedelt und wird vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert. Etwa 25 dieser Objekte sollen näher betrachtet werden. Deren Aufarbeitung wird helfen, eine Lücke in der Architektur- und Gartengeschichte der Schweiz zu schliessen.
Bild: Simon Berger
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