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Anspruch und Wirklichkeit - Denkmalpflege in historischen Gärten und Parkanlagen

Wachstum und Vergänglichkeit der Pflanzen sowie die kontinuierliche Pflege (oder Vernachlässigung) und leicht realisierbare gestalterische Veränderungen bringen es zwar mit sich, dass ein Garten sich rascher und stärker von der ursprünglichen Anlage unterscheidet als ein Gebäude. Diese Tatsache hat jedoch keinen Einfluss auf die Definition des Denkmals – auch nicht des Gartendenkmals – und damit auf die denkmalpflegerischen Grundsätze.

 

Im späten 18. Jahrhundert setzte sich die Erkenntnis durch, dass nicht nur schriftliche Dokumente in Archiven, also Urkunden, Akten und Ähnliches, Informationen vergangener Zeiten überliefern, sondern auch Objekte der Architektur und Kunst. Neu war auch die Einsicht, dass in der Verschiedenartigkeit dieser Objekte nicht ein Mangel, eine Abweichung von einer absoluten ästhetischen Norm, sondern im Gegenteil ihr besonderer geschichtlicher Zeugniswert liegt. Der Basler Historiker Jacob Burckhardt schreibt deshalb 1851: «Alles Erhaltene wird zum redenden Zeugnis der Geschichte, zum Monument.» In der Geschichtswissenschaft liegen die Wurzeln des Denkmalbegriffs, wie er von den Theoretikern der Disziplin formuliert wird: Denkmäler sind Gegenstände, die in der Vergangenheit von Menschenhand geformt wurden und die, gezeichnet von den Spuren durchlebter Zeit, noch immer materiell vorhanden sind. Denkmäler sind also nicht primär Kunstwerke, sondern «gebaute Urkunden».

 

Die stilistische Verschiedenartigkeit ist dabei nur ein Aspekt. Materialmässige, handwerkliche, technische, nutzungsbedingte und inhaltliche Besonderheiten unterscheiden ein Denkmal ebenfalls von den Erzeugnissen unserer Gegenwart. Dazu kommen die Spuren der Zeit: Verluste, Ergänzungen, Spuren kontinuierlicher oder vernachlässigter Pflege, Veränderungen, Wachstum und Verfall. All das kann einen beliebigen alten Garten zu einer aussagereichen Urkunde, das heisst zu einem Denkmal im Sinne des Gesetzes und damit zu einem Gegenstand denkmalpflegerischer Erhaltungsbemühungen machen.

 

Bild: Judith Rohrer, Zürich

 

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