Schulhausbauten
Das Schulhaus muss mehrere Anforderungen gleichzeitig erfüllen: Es soll den Rahmen für das Lernen bieten, den Anforderungen an Hygiene und Belichtung genügen und nicht zuletzt Bedürfnisse der Repräsentation befriedigen. Schulhausbauten sind in all diesen Aspekten stets Spiegelbilder ihrer Zeit. Im Lauf des 19. Jahrhunderts etabliert sich die Schule als neues Bauthema. Durch die neue Bundesverfassung von 1874 erhielt der Bereich der öffentlichen Erziehung mehr Gewicht und der Schulhausbau erfuhr einen Aufschwung, wozu man sich bei der Stilvielfalt des Historismus bediente. Das Schulhaus wird zum «Schulpalast». Zwischen den Weltkriegen entstehen neue pädagogische Ideen, die sich auch auf die Gestaltung der Gebäude auswirken. Das neue Modell heisst «Pavillonschule» und ist ein schlichtes, nüchternes Gebäude, das stark auch den Aussenraum miteinbezieht. So sehr die architektonische Gestaltung von Schulhausbauten zentral wichtig war, sie hatte bis dahin in architekturgeschichtlicher Hinsicht kaum eine Vorreiterrolle.
Mehr und mehr begann sich das nun zu wandeln. Seit dem Umbruch, der sich im Schulhausbau vor und nach dem Zweiten Weltkrieg vollzogen hat, sind Schulbauten hauptsächlich den allgemeinen stilistischen Tendenzen der Architektur verpflichtet. Die Moderne der Nachkriegszeit mit ihren klaren Formen strahlt kühle Eleganz aus. Das Schulhaus vermittelt nun nicht mehr Patriotismus oder Naturnähe sondern Modernität und Fortschritt. Was durch die wuchtigen Betonformen des Brutalismus bereits wieder relativiert wird. Mit der postmodernen Architektur scheint sich eine Rückkehr zu den Schulpalästen zu vollziehen. Elementarer Unterschied ist jedoch, dass damit nicht mehr primär Aussagen über Funktion und Bedeutung der Schule gemacht werden. Das Gebäude wird vielmehr zum Solitär, bei dem die Architektur die Hauptrolle spielt und nicht mehr der Zweck.
Bild: Sara Schibler, Zürich