Oldtimer: Fahrzeuge als technisches Kulturgut in der Schweiz
Die Schweiz ist ein Pionierland des Fahrzeugbaus. Der erste Wagen mit Gasmotor entstand 1805 (Isaac de Rivaz). Das erste Schweizer Automobil mit Dampfmotor wurde 1875 gebaut (Jacques van Leisen, Genf), das erste benzinbetriebene 1893 (Fritz Henriod, Biel) und das erste Schweizer Motorrad 1895 (Karl Bleidorn, Arbon). In der Schweiz begannen Fahrer und Liebhaber historischer Fahrzeuge sich nach dem zweiten Weltkrieg mit den oft achtlos weggestellten Fahrzeugen von früher zu befassen und 1958 wurde der Schweizerische Motor-Veteranen-Club SMVC gegründet. Er war Initiator der Bewegung zur Erhaltung des technischen Kulturguts Fahrzeug.
1991 wurde als Schweizer Dachorganisation die Fédération Suisse des Véhicules Anciens FSVA gegründet. Für sie gilt die Maxime: Das Fahrzeug ist in seiner originalen Ausführung zu erhalten. Deshalb empfiehlt der Dachverband bei Restaurationen ausschliesslich zeitgenössische Fotos als Quelle beizuziehen. Will man sich seriös mit Oldtimern befassen, ist man an historische Vorbilder gebunden. Man ist nicht mehr Produzent, sondern Verwaltender (und hoffentlich auch Geniesser) eines kostbaren technischen Kulturguts mit einer grossen Verpflichtung zu Sorgfalt und Ehrlichkeit dem Fahrzeug gegenüber.
Historische Fahrzeuge aller Art in ihrer ursprünglichen Umgebung zu präsentieren, ist das höchste Vergnügen und Belohnung für oft sehr viele Stunden Werkstattarbeit. Die FSVA setzt sich darum für die zweckgemässe Verwendung historischer Fahrzeuge auf öffentlichen Strassen ein. Die museale Konservierung als Voraussetzung zur Erhaltung herausragender Artefakte ist aber genauso wichtig. Deshalb sind praktisch alle Schweizer Fahrzeugmuseen Mitglied der FSVA. Sie organisiert verschiedene Weiterbildungskurse zu Fragen der Erhaltung und Restaurierung von historischen Fahrzeugen.
Bild: Foto Robert Temperli