Architektur und Handwerk schaffen Werte
Die stark ansteigenden Energiekosten im letzten Jahr haben dazu geführt, dass die Wärmedämmung mittels baulicher Massnahmen auch bei historischen Bauten immer mehr zum Thema wird. Auch wenn der Energieverlust des unter Denkmalschutz stehenden Baubestandes nur einen geringen Bruchteil des Gesamtverbrauchs ausmacht, sollte dies nicht als Argument gegen die Integration neuer Bauschichten ins Feld geführt werden.
Die Erfahrung des Architekten zeigt, dass es bei Umbauten oft an Sensibilität für den Umgang mit neuen Bauschichten fehlt. So haben diese leider selten die erforderliche Qualität, die einem historischen Bauwerk gut anstehen würde. Nur in Ausnahmefällen findet man ein selbstverständliches Ganzes, bei dem auch den jüngsten Schichten später einmal Denkmalwert zukommen könnte. Genau dies müsste aber die Zielsetzung sein, auch wenn später womöglich neue Bedürfnisse wieder eine Veränderung erfordern.
In zwei Fallbeispielen wird gezeigt, wie sich dieser Anspruch an einen ganzheitlichen Umgang mit neuen Bauschichten erfolgreich in der Wärmedämmung umsetzen liess: Beim Umbau des Küfer- und Kleinbauernhauses Rütti in Worb und bei der Neuverglasung einer Uhrenfedernfabrik in Biel.
Solche Umbauten gelingen dann, wenn alle unterschiedlichen Aspekte der Aufgabe genau betrachtet werden. Einseitig energetisch motivierte Massnahmen lassen das Potential innovativer Lösungen häufig ausser Acht. Jede Baumassnahme ist ein Werk, das die Handschrift und das Denken eines Autors erfordert – des Architekten. Und genauso muss das Werk vom Handwerker begriffen werden. Nur so entstehen Werte, die anhaltende Gültigkeit haben können.
Bild: Patrick Thurston