Kleinwasserkraftwerke in der Schweiz
Dass die Wasserkraft ein kostbares Naturgut ist, wurde in der Schweiz früh erkannt. Ausgehend von den Klöstern verbreitete sich die lokale Wasserkraftnutzung vom Mittelalter bis zur Einführung der Elektrizität. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es im ganzen Land rund 6000 Wasserrechte. Diese hohe Dichte von Wasserkraftnutzern förderte eine Maschinen- und Elektroindustrie, die weltweit Spitzenpositionen einnahm. Der Bau von immer grösseren Kraftwerken erforderte das Zusammenfassen von kleineren Anlagen. Parallel dazu hatte die industrielle Konzentration Stilllegungen von vielen Klein- und Mittelbetrieben zur Folge. Ein dritter Faktor, der zur Aufgabe führte, war die relative Verbilligung der Energie. Kleinstwasserkraftwerke sind arbeitsintensiv bezüglich Kanalunterhalt und Reinigung von Laub, Geschiebe und Eis. So ist die Zahl der Wasserkraftwerke auf 1000 gesunken. Gefährdet sind solche Anlagen immer dann, wenn Renovationen erforderlich werden. Anlass zu solchen Investitionen gibt auch der lokale Umweltschutz.
Mit dem Programm «EnergieSchweiz» hat der Bund ein Beitragsprogramm für Kleinwasserkraftwerke entwickelt, das einen neuen Investitionsboom begünstigt. Im Bereich der Wasserkraftnutzung durch kleine Werke wird das zusätzliche Steigerungspotential auf 80 Prozent geschätzt. Diese bezüglich Drosselung des fossilen Energieverbrauchs positive Entwicklung weist aus der Sicht der Industriedenkmalpflege eine gemischte Bilanz auf. Der Strukturwandel zu Ungunsten der Kleinkraftwerke ist zwar gebremst. Innerhalb der Branche aber führen beschleunigte Modernisierungen in vielen Fällen zu einem bedeutenden Verlust an historischer Substanz. Auf Bundesebene gibt es kein gewertetes Inventar über die noch vorhandenen historischen Kraftwerke. Auch bei den meisten Kantonen fehlt eine solche Übersicht.
Bild: Hans-Peter Bärtschi und www.arias-industriekultur.ch