Kalk für Fassaden
Der traditionelle Baustoff Sumpfkalk wurde immer schon als Mauermörtel, Verputzmörtel und Anstrichstoff verwendet. Die unterschiedlich formulierten Rezepturen mit Sumpfkalk, Sanden und Kiesen als Zuschlagsstoffe sowie verschiedene Hilfsmittel wie Trass, Puzzolane, Ziegelmehl, Faserarmierungen und eingeplante Luftporenbildner gehörten sowohl bei den Römern als auch im Mittelalter zu den empirischen Kenntnissen des Handwerks. Die Beständigkeit einzelner Bauwerke aus diesen Zeiten legt eindrückliches Zeugnis davon ab. Kulturdenkmäler, die mehr als hundertjährig und mural beschaffen sind, können, was die Bindemittel betrifft, als Kalkbauwerke bezeichnet werden. Aus Gründen der bauphysikalischen Materialharmonie und der Kompatibilität der Interventionen, aber auch für ein historisch korrektes Arbeiten, sollte der Sumpfkalk Ausgangspunkt für weitere erhaltende, restauratorische Eingriffe sein.
Die Hoffnung, unterhaltsfreie Architektur zu schaffen, zerschlug sich, ebenso die Hoffnung, unterhaltsfreie murale Restaurierungen realisieren zu können. Architektur generell und mit Sumpfkalk erbaute Architektur im Speziellen sind Unterhaltsobjekte, was nichts anderes heisst, als dass mit regelmässigen kleinen Instandhaltungsarbeiten der Unterhalt gewährleistet werden kann. Langfristige Kosten-Nutzen-Analysen zeigen auf, vor allem im Zusammenhang mit Kulturdenkmälern, dass Materialsysteme, die einfach Instand gehalten werden können und auch Instand gehalten werden, kostengünstiger und substanzerhaltender sind als sogenannte «Ewigkeitslösungen». Es wird detailliert aufgezeigt, wie Kalkmörtel, Kalkanstriche und Verputze zuzubereiten sind, worauf bei Luftkalken und hydraulischen Kalken besonders zu achten ist und welche Vorsichtsmassnahmen bei der Arbeit mit Kalkfarben zu treffen sind.
Bild: BWL Labor AG, Bernhard Nydegger