125 Jahre Skulpturhalle Basel ? oder das Auf und Ab des «Kulturguts Gipsabguss»
Am 22. Oktober dieses Jahres feiert das älteste Fachmuseum der Museumsstadt Basel sein 125-jähriges Jubiläum ? nicht etwa das Kunstmuseum, das erst 1937 erbaut wurde, auch nicht das Antikenmuseum, das mit Gründungsjahr 1961 gar das jüngste staatliche Museum Basels ist, sondern die Skulpturhalle, das Museum für Abgüsse antiker Plastik.
Die Wahl eines derart allgemeinen Namens für eine Abguss-Sammlung bezeugt das Selbstverständnis und die Wertschätzung, derer sich Abgüsse im 19. Jahrhundert erfreuten, aber auch den absoluten Stellenwert, der im späten Klassizismus der antiken Kunst beigemessen wurde. Als Ort für den 1887 eigens für Gipsabgüsse errichteten Bau wählten die Universität und der Kunstverein, die damaligen Träger der Skulpturhalle, das Areal hinter der Kunsthalle, in welcher der Basler Kunstverein bis heute Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst durchführt. Die Anbindung der antiken an die moderne Kunst wurde also auch örtlich unterstrichen. Selbst der Architekt war der gleiche: Johann Jakob Stehlin d.J., hatte 15 Jahre zuvor schon die Kunsthalle errichtet. Sein Bau, eine tonnenüberwölbte Halle von rund 600 m2 Fläche, war nötig geworden, weil der «Skulpturensaal» im Obergeschoss des 1849 von Melchior Berri erbauten Universitätsmuseums an der Augustinergasse, wo die Gipse zuvor untergebracht waren, wegen der stetigen Ankäufe zu klein geworden war.
Im mittleren 19. Jahrhundert entstanden praktisch in allen europäischen, insbesondere deutschsprachigen, Universitätsstädten solche Abguss-Sammlungen. Wie auch in Basel, waren sie allesamt in einer allgemeinen, von Forscher-, Künstler- und Bürgerkreisen getragenen, breit gefächerten Antikenbegeisterung des späten Klassizismus begründet und hatten eine dreifache Aufgabe zu erfüllen. Sie sollten den Künstlern zur Übung, den Gelehrten zum Studium, dem Kunstliebhaber zum Genuss dienen.
Image: Andreas Voegelin, AMB