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Teilhabe am Kulturerbe

Teilhabe am Kulturerbe – ein Leitfaden

Herausgegeben von der Nationalen Informationsstelle zum Kulturerbe, 2021

Das kulturelle Erbe ist eine zentrale Ressource für uns Menschen. Um diese Ressource zu erschliessen, sollen mittels Teilhabe Türen zu historischen Stätten, neuen Erfahrungen und Erkenntnissen geöffnet werden. Denn möglichst viele Menschen sollen ihr Recht auf Teilhabe am Kulturerbe wahrnehmen und ihre Stimme erheben können, wenn es um die Pflege und Gestaltung des kulturellen Erbes geht. Der Leitfaden «Teilhabe am Kulturerbe» will Kulturerbe-Fachleute anregen, teilhabeorientierte Projekte anzustossen, zu unterstützen und umzusetzen. Zudem bieten eine Vielzahl von Beispielen Einblick in die Praxis.
 

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Teilhabeprojekte

Alle sind sich einig: Teilhabe am Kulturerbe ist wichtig. Aber wie geht es wirklich? Die Nationale Informationsstelle zum Kulturerbe hat anlässlich des Kulturerbejahres 2018 einen Leitfaden erarbeitet, der teilhabeorientierten Kulturerbe-Projekten ermöglichen soll, voneinander zu lernen. Der Leitfaden wurde 2021 veröffentlicht.

Ergänzend geben hier einige Akteurinnen und Akteure, die sich täglich damit auseinandersetzen, einen Einblick, wo sie Teilhabe in ihrem Projekt wahrnehmen und was sie über Teilhabe gelernt haben.

«Das haben wir im Projekt über Teilhabe gelernt»

  • «Kinder unter vier Jahren sind in hohem Masse interessiert und fähig, sich kulturell bedeutsame Orte anzueignen, wenn die Rahmenbedingungen ihnen gerecht werden. Dabei ist Kontinuität unabdingbar, damit Kinder Vertrauen und eine Beziehung zu diesen Orten aufbauen können.» Lapurla
  • «Wichtige Voraussetzungen für das Gelingen von teilhabeorientierten Projekten sind das Engagement aller Beteiligten sowie zeitliche und finanzielle Ressourcen. Bei der Evaluation des Projekts hat sich gezeigt, dass beim Publikum der Wunsch nach (einem) Raum besteht, der nicht von der Kulturinstitution gesteuert wird und das Einbringen eigener Inhalte erlaubt.» Sammlung Aargauer Kunsthaus – DIY!
  • « Il est essentiel de créer une atmosphère horizontale au sein des échanges afin que les frontières entre “spécialistes” et “non-spécialistes” s’effacent. Lorsque les rôles sont perméables, nous pouvons bénéficier d’un apprentissage réciproque par l’entremise de la participation. » Salons archéologiques
  • «Es gibt unterschiedliche Teilhabegrade – vom einfachen Teilnehmen und Mitmachen bis hin zum Erschaffen eigener Projekte. Es braucht aber nicht nur Eigeninitiative der Freiwilligen; auch wir als Institution müssen gegenüber Ideen und Inputs, die an uns herangetragen werden offen sein und bleiben.» Mittelalterliche Handarbeiten, Museum Aargau

«Hier wurde Teilhabe im Projekt spürbar»

  • «Das virtuelle Ausstellungsarchiv zeigt Sichtweisen und Präferenzen der Öffentlichkeit. Fragen und Meinungen zu den Kunstwerken werden ausgetauscht und diskutiert. Der Blick und das Verständnis für die kuratorische Arbeit werden geschärft. Jugendliche nutzten den Raum auch auf unerwartete Weise, indem sie sich im Licht der Projektionen für Selfies inszenierten.» Sammlung Aargauer Kunsthaus – DIY!
  • «Die Modellprojekte werden gemeinsam von Fachpersonen einer Frühkindlichen Einrichtung und einer Kulturinstitution bzw. Kunstschaffenden entwickelt, erprobt und evaluiert. Die Neugier der Kinder stehen dabei immer im Zentrum, d.h. die Settings werden nicht für, sondern mit Kindern entwickelt.» Lapurla
  • « Des personnes hôtes ont accueilli les rencontres dans l’ambiance chaleureuse de leur salon privé. Organisés chez des particulier·ère·s de manière décontractée, elles constituent des espaces sûrs qui invitent à l’expression de tou·te·s. Ce qui “fait patrimoine” a ainsi été partagé, raconté et co-défini. » Salons archéologiques
  • «Alle Aktivitäten und Projekte der Freiwilligen innerhalb vom Freiwilligenprogramm des Museum Aargau sind im Kontext der kulturellen Teilhabe zu verstehen. Durch die Demonstration und das eigene Ausprobieren von historischen Kleidern zum Beispiel wird Geschichte auf lebendige Art und Weise vermittelt.» Mittelalterliche Handarbeiten, Museum Aargau

Teilhabeprojekte

  • Apprendisti Ciceroni
    Schülerinnen und Schüler wählen ein Kulturgut aus und setzen sich, ihren Interessen, Vorlieben und Fähigkeiten entsprechend, mit ihm auseinander. Dabei werden sie von Kulturvermittlerinnen und -vermittlern und ihren Lehrpersonen unterstützt. Die Erkenntnisse teilen sie dann mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern, Eltern und weiteren Interessierten. Der pädagogische und didaktische Ansatz von Apprendesti Ciceroni versteht das Museum als Ort, an dem sich das Individuum als Teil einer historischen und zusammengehörigen Gemeinschaft erkennen kann. 
  • Freiwilligenarbeit auf Denkmalbaustellen
    Auf Baustellen zur Pflege und Erhaltung von Baudenkmälern werden Freiwillige und Zivildienstleistende in einem Arbeitseinsatz angeleitet. Mit den Arbeitseinsätzen will die Stiftung Jugendliche und Erwachsene für den sorgfältigen Umgang mit Baudenkmälern sensibilisieren, ihnen die Möglichkeit geben, Gemeinschaft zu erleben sowie die kulturelle und sprachregionale Vielfalt der Schweiz kennenzulernen.
  • Lapurla
    Jeweils eine möglichst benachbarte Kulturinstitution und eine frühkindliche Einrichtung (bspw. Kita) schliessen sich zusammen und erarbeiten gemeinsam adäquate Rahmenbedingungen für regelmässige Besuche des kulturell bedeutsamen Ortes. In Ko-Konstruktion mit Kunstschaffenden und Kulturvermittelnden erforschen Kinder zwischen 0–4 Jahren in Begleitung vertrauter Bezugspersonen diesen Kulturort als vielfältige Sinneswelt und bauen eine Beziehung zu ihm und seinen Menschen vor Ort auf. Im Anschluss an die Pilotphase 2018–21 ist im Mai 2021 im Rahmen einer nationalen Tagung das Netzwerk Lapurla offizialisiert worden, das sich im Sinne von Art. 31 der UN-Kinderrechtskonvention weiterführend für die kulturelle Teilhabe von Anfang an stark macht.
  • Malley en quartiers
    Dank einer frei zugänglichen Ausstellung, einer Website und einer Publikation konnten die Anwohnerinnen und Besucher die aktuellen Herausforderungen im Zusammenhang mit Fleischerzeugnissen aus einem neuen Blickwinkel betrachten und die Identität des Quartiers Malley in Lausanne, das einen tiefgreifenden städtischen Wandel erlebt, neu entdecken.
  • Mein Kulturerbe vor der Haustüre
    Auf der GIS-basierten Online-Plattform können persönliche Erinnerungen, Entdeckungen, Wünsche oder auch Vermutungen zum Kulturerbe in der nächsten Umgebung erfasst, dokumentiert und über die sozialen Medien geteilt werden. Sie alle entstehen auf der Suche nach der eigenen lokalen Identität, nach der Heimat, die weit weniger von repräsentativen Burgen als vielmehr vom unbekannten Kulturgut am eigenen Wohnort geprägt ist. Es sind die kleinen Geschichten zu unscheinbaren Wohnhäusern, versteckten Plätzen oder vergessenen Arbeitsplätzen, die einen Erinnerungswert haben und die in der persönlichen Auseinandersetzung zur eigenen Alltagskultur werden. Die Beschäftigung mit der lokalen Identität lässt dabei die Alltagskultur zu einem materiellen und immateriellen Gut werden, das als kulturelles Erbe den folgenden Generationen anvertraut wird.
  • Mittelalterliche Handarbeiten
    Das Projekt ist ein handwerkliches Projekt, das auf Initiative von Museumsfreiwilligen entstanden ist und von ihnen in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Freiwilligenprogramms des Museums Aargau durchgeführt wird. Das Projekt beinhaltet die Rekonstruktion und das Nähen von mittelalterlichen Kleidungsstücken nach mittelalterlichen Techniken sowie sonstige mittelalterliche Handarbeiten. Gewonnene Erkenntnisse werden dem Museum, der Geschichtsvermittlung, allen interessierten Museumsführerinnen und -führern und Freiwilligen zur Verfügung gestellt.
  • Modulor#Wankdorf
    Die corbusianische Schulanlage Wankdorf gehört zu den aussergewöhnlichsten Bauten der Nachkriegsmoderne in Bern. Das Projekt Modulor#Wankdorf hat zum Ziel, den Schülerinnen und Schülern ein Bewusstsein für ihr alltägliches architektonisches Umfeld zu geben, und zeigt gleichzeitig ihre Visionen auf, die die Mauern und Symmetrien zu sprengen vermögen. Die Schülerinnen und Schüler gestalten ihre eigenen Analysen und Visionen der Schulanlage.
  • Müllerkurse
    Vielfach ist die Weitergabe des Wissens über historische Mühlen aus verschiedenen Gründen nicht möglich, und die neuen Betreiberinnen und Betreiber müssen die Anlage im Selbststudium kennenlernen und eigene Erfahrungen sammeln. Ein nicht fachgerechter Betrieb führt oft zu Schäden, die Freude an der historischen Anlage wird gemindert. Die langfristige Erhaltung einer Mühlenanlage gelingt massgeblich durch die korrekte Bedienung – ein ständiger Lernprozess. Die menschlichen Sensorien sind gefragt, es gibt keine digitalen Helferchen.
  • «Nimm miner Uuge und Gugg»
    An unterschiedlichen Standorten in der Gemeinde Frutigen installieren Schülerinnen und Schüler «Hörstationen», die zum Verweilen und Zuhören animieren sollen. Die Aufnahmen erzählen von früher und heute und sind auf den jeweiligen Standort zugeschnitten. Auf der Friedhofbank kann man sich zum Beispiel anhören, wie man früher mit dem Tod umging und wie man es heute tut. Das Kulturprojekt ist multidisziplinär konzipiert, arbeitet mit zeitgenössischen Mitteln und fördert die Teilhabe und den Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren.
  • Paglia d’Onsernone
    Im Rahmen des Projekts erhalten interessierte Familien spezielles Saatgut, begleitet von einer einfachen Anbauanleitung. An verschiedenen Standorten des Onsernonetals wächst der Roggen, aus dem Trinkhalme gewonnen werden, die in der lokalen Gastronomie zum Einsatz kommen und somit zu einem emblematischen Attribut des Tales werden. Ziel ist die Stärkung der historischen und kulturellen Identität des Tales durch ein nachhaltiges Produkt, mit dem ein neues Kapitel der traditionsreichen Strohverarbeitung geschrieben wird.
  • Parco Val Calanca
    Ein zentrales Element für das Gelingen eines Naturparks ist der aktive Einbezug der Bevölkerung. Dies war schon in der Projektierungsphase durch Informationsabende und mit Workshops der Fall. Der Einbezug der Bevölkerung ist auch während der Errichtungsphase gegeben: mit Informationsveranstaltungen, thematischen Arbeitsgruppen, der Begleitgruppe und einer Diskussionsplattform.
  • Patrimoine en tête
    Das Projekt hat als Ziel, Kindern auf spielerische Art und Weise moderne Architektur näherzubringen. Anhand lokaler Beispiele der Periode 1920 bis 1980 in Lausanne werden Kinder animiert, die gebaute Umwelt und ihre Umgebung zu sehen, zu analysieren und zu verstehen.
  • Poort a Poort – das Dorfhotel
    Die gestalterische Originalität des Angebots knüpft an den ursprünglichen Lebensstil der einstigen Dorfbewohner und Erbauer der Gebäude an: Gäste sollen diese Traditionen spüren und erleben können. Der Gast wohnt mit den Einheimischen «Poort a Poort» (Walliserdeutsch für Tür an Tür). Das Miteinander und der Austausch sind das Credo des neuen Dorfhotels: Gäste und Einheimische sind Nachbarn auf Zeit und tauschen sich untereinander aus. Das Dorfhotel bietet mit seinem individuellen Charakter, seiner Kleinheit und dem Wertversprechen «Echter können Ferien im Wallis nicht sein» den Rahmen, an dem es sich von seinen Gästen messen lassen will.
  • Salons archéologiques
    Die Salons archéologiques finden im Wohnzimmer einer Privatperson statt, die Menschen aus ihrem Umfeld einlädt. In diesem intimen Rahmen wird während dreier Stunden in Anwesenheit von zwei Archäologinnen und einer Anthropologin über Fragen und Erinnerungen im Zusammenhang mit Archäologie diskutiert. Erkenntnisse über diese gemeinsamen Reflexionen wurden in der Publikation «Parler d’archéologie autrement» gesammelt, die im Herbst 2021 erschienen ist.
  • Sammlung Aargauer Kunsthaus – DIY!
    Der interaktive Kuratierungsraum ist ein Ort der Teilhabe. Die Besucherinnen und Besucher experimentieren spielerisch mit den digitalisierten Werken der Sammlung im Aargauer Kunsthaus. Durch die digitale Projektion im Originalformat bietet sich den Betrachtenden ein unmittelbarer, direkter Bezug zum Werk. Zwar ersetzt sie nicht die Betrachtung des Originals, bietet jedoch flexible Möglichkeiten eines partizipativen Umgangs mit der öffentlichen Kunstsammlung. Es ist ein Raum der Begegnung, in dem Ideen anschaulich gemacht, Fragen und Meinungen zu den Kunstwerken ausgetauscht und diskutiert werden können. Parallel zur öffentlichen Nutzung wurde ein Projekt mit einer Schulklasse durchgeführt.
  • Schauarchiv Ringier Bildarchiv
    Das Schauarchiv Ringier Bildarchiv war lange Zeit ausschliesslich mit Vermittlungs- und Fachpersonen besuchbar. Nun strebt das Museum an, den Zugang zum fotografischen Kulturgut für Schulen und Unterricht mehr zu öffnen. Dafür entwickelte eine Kerngruppe aus Fach- und Vermittlungspersonen des Museums zusammen mit Mittelschullehrpersonen ein Konzept zur selbständigen Nutzung des Bildarchivs für den Unterricht. Dies ermöglicht Lehrerinnen und Schülern die Möglichkeit, für Recherchen oder für Semesterarbeiten fotografische Bildquellen zu nutzen. 
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