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2005

Arbon

Oberer Schädler

© Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau

Das wohl eigenwilligste Industriedenkmal Arbons ist die ehemalige Fabrik F. A. Schädler.

 

 

 

Die Spenglerei wurde 1870 gegründet und führte während 40 Jahren eine kleine Werkstatt in der Altstadt. Da eine Expansion am alten Standort nicht möglich war, verlegte Schädler – wie auch andere Firmen – seine Produktion ausserhalb des mittelalterlichen Stadtkerns. 1910 bezog der Betrieb ein Areal vor der westlichen Stadtmauer, das bereits früher durch Aufschütten des Stadtgrabens entstanden war. Am neuen Standort konzentrierte sich die Firma bald auf die Herstellung gepresster und gestanzter Metallteile. Einer der wichtigsten Abnehmer war der Lastwagen- und Textilmaschinenhersteller Saurer (siehe Objekt Saurer Werk I).

 

 

 

Das wachsende Auftragsvolumen zog stetige bauliche Erweiterungen nach sich. Zwischen 1910 und 1931 entstanden etappenweise Fabrikationshallen, Büros und ein Wohnhaus.

 

 

 

Eine eigentliche Pionierleistung war die Verwendung von Sichtbeton bei einigen Gebäuden. Die eigens hergestellten Blechschalungen ermöglichten, glatte, präzise Betonoberflächen zu giessen. Das prägnanteste Element des Fabrikkomplexes ist der 30 Meter hohe, mit vier Schiesserkern besetzte Turm, der schon bald nach seiner Errichtung (1927) zu einem neuen Wahrzeichen Arbons wurde. Was wie eine reine Spielerei aussieht, hatte auch praktische Funktionen: Der Turm diente als Kamin für die Glühöfen und die Heizanlage, und er enthielt einen Wassertank für die hydraulischen Pressen.

 

 

 

Eine weitere Besonderheit ist der an den Turm angefügte markante Eckbau von 1922. Konsequent in Sichtbeton erstellt, blieb er bis heute ein unvollendeter Torso. Geplant war ursprünglich ein mehrgeschossiges Verwaltungsgebäude im Stil des barocken Leindwandhändlerhauses «Zur Schwarzen Straussfeder» (siehe dort).

 

 

 

Auffallend sind die grosszügigen Arkaden mit ihren stämmigen dorischen Säulen.

 

 

 

Nach der Stilllegung der Fabrik übernahm die Ortsgemeinde Arbon 1967 die Schädlerschen Liegenschaften, um den erhöhten Platzbedarf der Verwaltung zu decken. Rund 30 Jahre später hatte die Gemeinde keine Verwendung mehr für das Anwesen. 1996 übernahm der Arboner Architekt Werner Künzler das Areal im Baurecht. Sein 2001 abgeschlossenes Projekt umfasste die teilweise Erhaltung alter Gebäude sowie Abbrüche und Neubauten. Im unvollendeten Eckgebäude befinden sich heute ein Lebensmitteldiscounter und Büros, im Turm gibt es ein Café, und anstelle der Werkstattbauten entstand ein grösserer Bürokomplex für eine Finanzberatungsfirma.

 

 

 

Der «Obere Schädler» ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie wichtige Zeugen der industriellen Konjunktur sinnvoll umgenutzt und dadurch dauerhaft bewahrt werden können.

11.9.2005

Stadtverwaltung Arbon

 

Hauptstrasse 12

 

9312 Arbon

 

 

 

Denkmalpflege des Kantons Thurgau

 

Ringstr. 16

 

8500 Frauenfeld

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