NIKE-Bulletin 1/2018
Ein bunter Strauss von Kulturgut
Zu den Ausgaben des NIKE-Bulletins 2018
Aus Anlass des Kulturerbejahrs 2018 erhält das NIKE-Bulletin eine spezielle Ausrichtung. Die vier Ausgaben behandeln nicht einzelne Themenschwerpunkte sondern werfen einen Blick auf die vielfältigen Aspekte von Kulturerbe. Der Fokus wird besonders auch auf Menschen gerichtet, die mit Kulturerbe in enger Verbindung stehen. Sie machen deutlich, dass Kulturerbe nicht gegeben ist, sondern durch die Beschäftigung damit stetig neu geschaffen und verhandelt werden muss. Dies sollen Beispiele aus dem ganzen Land verdeutlichen.
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Die Uhrmacherei, eine Praxis als Kulturerbe
Das «Uhrmacherwissen» vereinigt handwerkliche Berufe ? Uhrmacher, Angleur, Zapfendreher, Polierer, Zifferblattmacher etc. ? die zusammen mit den Techniken zur Verzierung der Uhr ? Graveur, Emaillierer, Guillocheur etc. ? das Fundament der Uhrmacherei bilden. Funktion und Nutzen des Zeitmessers sind folglich nicht von seinen ästhetischen Aspekten als Schmuckstück zu trennen. Diese Kenntnisse sind seit dem 16. Jahrhundert von wirtschaftlicher Bedeutung. Die gut hundert Berufe rund um die Uhrenproduktion haben seither hohen Mehrwert geschaffen, der vom heutigen Markt der mechanischen Uhren genutzt wird. Darin liegt die Weltbedeutung der Schweizer Uhrmacherkunst begründet.
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Die Weinterrassen des Lavaux
Zwischen Kulturlandschaft und immateriellem Kulturerbe
Das terrassierte Weibaugebiet des Lavaux ist das einzige Schweizer Beispiel, das im Unesco-Welterbe als «Kulturlandschaft» bezeichnet wird. Es gehört zur Kategorie der «organisch entwickelten Landschaften», d.h. eine Landschaft, die «eine aktive Rolle für die gegenwärtige Gesellschaft spielt, eng verbunden mit der traditionellen Lebensweise und deren Entwicklungsprozess noch immer andauert.»
Die Geheimnisse der Walliser Suonen
Im Kanton Wallis bestehen 300 bis 400 Suonen, die ein Kanalsystem von 1500 km Länge bilden. Mehr als die Hälfte davon sind durch Wanderwege erschlossen. Im 20. Jahrhundert hätte der Niedergang der Landwirtschaft beinahe das Ende dieser tausendjährigen Konstruktionen bedeutet. Touristisches Interesse und ihr Wert als Kulturerbe vermochten sie jedoch zu erhalten.
Der Schaber aus dem Moustérien (50 000?40 000 v. Chr.): eine Rückkehr zur altsteinzeitlichen Höhle von Cotencher (Rochefort, NE)
Die Höhle von Cotencher (Rochefort, NE) ist ein Kulturgut von nationaler Bedeutung. Sie verdankt ihren wissenschaftlichen Ruf den Fundschichten aus Holozän und vor allem Pleistozän. Vor etwas mehr als einem Jahrhundert wurden in Letzteren sowohl eine vielfältige Fauna als auch die ältesten menschlichen Zeugnisse der Vorgeschichte in der Schweiz entdeckt.
Vom Schülerfest zum Volksfest
La Saint-Nicolas in Freiburg
Jeweils am ersten Wochenende im Dezember feiert die Stadt Freiburg mit «La Saint-Nicolas» den Patron ihrer Kathedrale. Höhepunkt ist am Samstagabend der Einzug des Heiligen selbst und seine Rede vom Balkon der Kirche. Mit einem Markt und einem vielfältigen Rahmenprogramm ist der Anlass zum Volksfest geworden, das Alteingesessene und Zugezogene gleichermassen verbindet.
Von Adlerfüssen und Schmetterlingen ? Schnitzereien aus Brienz
Die Schule für Holzbildhauerei in Brienz ist die einzige Fachschule in der Schweiz, die eine Ausbildung zur Holzbildhauerin und zum Holzbildhauer mit einem eidgenössischen Fähigkeitsabschluss anbietet. Sie wurde 1884 als «Schnitzlerschule» gegründet, um eine Neuorientierung des Schnitzerei-Gewerbes im Berner Oberland einzuleiten.
Viel betrachtet, aber wenig erforscht
Die astronomische Monumentaluhr am Zytglogge Bern
Nach dem Stadtbrand im Mai 1405 wurde der ehemalige Gefängnisturm der Stadt wiederhergestellt und dort die Zytglogge eingerichtet. Damit erhielt Bern eine astronomische Monumentaluhr. Das Astrolabium dürfte heute den meisten Betrachtern unverständlich bleiben. Das war nicht immer so: Im Mittelalter waren die Menschen mit der Vorstellung des Kosmos vertraut, die von den antiken Gelehrten festgehalten worden war. Astrolabien hiessen die Modelle für diesen Aufbau des Kosmos; mit der Erfindung der mechanischen Räderuhr um 1300 liessen sie sich in Bewegung setzen.