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Symbole der Macht im Mittelalter: Hohe Türme und starke Mauern

Lange glaubte man, Burgen seien in erster Linie militärische Funktionsbauten. Die Burgenforschung hat inzwischen gezeigt, dass Burgen vor allem repräsentative Bauwerke waren, die von Reichtum, Status und Macht ihrer Besitzer zeugten. Ein wirkmächtiges Symbol war die Burg in zweierlei Hinsicht. Erstens durch ihre Lage von den Siedlungen entfernt auf Hügeln. Zweitens durch ihre Architektur: Zentrum des Herrensitzes war ein bis zu fünf Geschosse hoch aufragender steinerner Wohnturm, der der Anlage ein trutziges Aussehen verlieh und durch seine weithin sichtbare Silhouette den adligen Machtanspruch markierte.

Dieselbe Symbolik ist auch bei den Befestigungen mittelalterlicher Städte zu beobachten. Mit ihren starken Mauern, tiefen Gräben, hohen Türmen und massiven Torfestungen präsentierte sich die Stadt als kampfbereites Gemeinwesen. Ausserdem drückte die Stadtbefestigung die finanzielle Potenz ihres Herrn oder ihres Rates aus. Der tatsächliche militärische Nutzen war indes gering. Die Verstärkungen waren entweder nicht notwendig oder militärisch sinnlos, oft sogar zum Zeitpunkt der Errichtung bereits überholt.

Ab dem 14. Jahrhundert wurde die Symbolik der individuellen Wehrhaftigkeit mehr und mehr obsolet und Burgen gerieten ausser Mode; sie wurden verlassen oder zu komfortablen Schlössern umgewandelt. Stadtbefestigungen blieben länger in Gebrauch, aber spätestens mit dem Aufkommen der neuzeitlichen Artillerie wurde der Drohgestus mehr und mehr zur Farce. Über den ehemaligen Stadtbefestigungen entstanden dann die neuen Symbole der Macht, nun zelebriert als Gestus der Bildung, der Kultur und der Politik: Boulevards mit Opernhäusern, Museen und Parlamentsgebäuden.

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