Agglomeration von der Landschaft her denken
Ergebnisse eines Forschungsprojekts am Bundesamt für Umwelt BAFU
Eine der zentralen Herausforderungen der Schweizer Planungspolitik der nächsten Jahre ist die Verdichtung der Agglomerationsräume. Die im Raumplanungsgesetz festgehaltene Siedlungsentwicklung nach innen wird überwiegend vom Gebauten aus vorangetrieben und von einem Denken in Bauzonenreserven beherrscht. Der Handlungsbedarf fokussiert weitgehend auf einzelne Areale. Das Dazwischen, der Freiraum, der das Grundgerüst von Agglomerationen ist, bleibt dabei übrig. Das ist ein grundlegender Mangel, denn Landschaft muss als Ganzes betrachtet und gestaltet werden. Die Landschaftsstrategie des Bundesamts für Umwelt (BAFU) will darum in den kommenden Jahren einen Perspektivenwechsel erreichen: Die Stadt soll künftig von der Landschaft her entwickelt und die Siedlungsentwicklung nach Innen vom Freiraum aus gedacht werden.
Dieser Perspektivenwechsel ermöglicht es, Agglomeration als Phänomen zu verstehen und zu beschreiben. Es geht um die Frage, wie man die Agglomeration erlebt ? z.B. wie man sie während eines Spaziergangs mit allen Sinnen wahrnimmt. Agglomeration ist also nicht nur von der Siedlung, dem Quartier, dem Areal oder der Parzelle aus zu betrachten, sondern ebenso von der Topographie, den Flussläufen, der materiellen Beschaffenheit des Bodens, der Vegetation, und dem Klima. Die Weiterentwicklung des Vorgefundenen aus diesem Blickwinkel heraus, würde die Landschaftsqualitäten in der Agglomeration stark verbessern.
Schliesslich geht es auch darum, die agglomerationstypischen Charakteristika als Qualitäten zu erkennen und weiterzuentwickeln. Dazu braucht es eine ästhetische Fürsorge, die nicht nur das Schöne, sondern auch das Existentielle berührt. Diese Fürsorge ist ein kontinuierlicher Prozess, dessen Ergebnisse nicht immer sichtbar und nicht unbedingt für Hochglanzfotos geeignet sind. Aber das unprätentiöse Arbeitsfeld ist zugleich eines der Spannendsten und die Verbesserung der Lebensqualität der zahlreichen Bewohner von Agglomerationen eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe, auch für den sozialen Frieden.
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