Sieben starke Sätze zu den Baudenkmälern
Eine zentrale Eigenschaft von Baudenkmälern ist ihr Alter. Darin sind Geschichte, Qualität, Identität oder auch Gemeinschaft enthalten. Oder sind das nur Projektionen? Der Stadtwanderer Benedikt Loderer hat sich Gedanken gemacht über das Verhältnis der Baudenkmäler zu ihrem Alter und hat «sieben starke Sätze» dazu formuliert.
Der erste Satz lautet: Das Alter adelt. Ihm liegt die Beobachtung zu Grunde, dass Bauwerke umso mehr bewundert werden, je älter sie sind. Diese Bewunderung gilt in erster Linie seinem Überleben über eine so lange Zeit. Überleben ist ein Qualitätsbeweis. Woraus sich der zweite Satz ableiten lässt: Das Alter ist das kulturelle Kapital der Baudenkmäler. Hat ein Gebäude so lange überlebt, bedeutet das, dass es von seinen jeweiligen Zeitgenossen jahrhundertelang stets geliebt und geachtet wurde. Das drückt sich im dritten Satz aus: Was noch da ist, ist the survival of the loved ones. Mit dem Geschätztwerden durch die Zeitgenossen erhält das Baudenkmal die Dimension der Geschichte. Sie entnehmen wir den Steinen und machen sie bewusst, stecken sie also gewissermassen wieder hinein. Was uns die Steine erzählen, ist Menschensprechen ? so der vierte Satz zu den Baudenkmälern. Historische Gebäude werden gerne mit Identität verbunden. Sie beweisen, dass es uns schon lange gibt, sie erzählen, abgekürzt und stellvertretend, unsere Geschichte. Damit lautet der fünfte Satz den Baudenkmälern: Das Alter bestätigt uns. In der Einzigartigkeit unserer Baudenkmäler sehen wir einen Ausdruck unserer eigenen Einzigartigkeit, woraus Gemeinschaftsgefühl entsteht. Baudenkmäler bilden Gemeinschaft, so der sechste Satz. Doch gerne sehen wir nur, was wir sehen wollen und klammern die unangenehmen Seiten unserer Geschichte und unserer Identität oft aus. Der siebente Satz bezieht sich darum nicht mehr auf die Baudenkmäler. Er lautet: Wo Identität drauf steht, ist Selbstbetrug drin.
Bild: Boris Schibler