Keramik und Kanonen: Wie das Söldnerwesen die Schweiz beeinflusste
Der Militärdienst im Sold europäischer Fürsten, war seit dem ausgehenden Mittelalter fester Bestandteil der eidgenössischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das Söldnerwesen sorgte für einen regen Austausch. Diejenigen Männer, die in die Heimat zurückkehrten, brachten Güter und Ideen mit nach Hause. Bekannte Beispiele dafür sind die repräsentativen Residenzen der zurückgekehrten Offiziere, die sie sich bei den Adligen im Ausland abgeschaut hatten. Die Soldaten bereicherten die heimische Kultur zudem um neue Tanz- und Kleidermoden und den heimischen Speiseplan um Safran, Kartoffeln oder Mais. Samen von Blumenkohl, «Chycoré», «Barbe de capucin» oder «Salade Romaine», Mandelkerne und Frankfurter Bier wurden ebenso nach Hause geschickt wie exklusive Kolonialwaren: Tabak, Kaffee, Tee, die teuerste Spezialität war (Trink-)Schokolade.
Wer es sich leisten konnte, genoss den edlen Trunk aus wertvollem Porzellangeschirr. Ein Beispiel dafür im Bernischen Historischen Museum ist ein 43-teiliges Kaffee- und Teeservice aus Meissener Porzellan, das mit Genreszenen eines Feldzugs bemalt ist. Angeblich handelt es sich um ein Geschenk des Preussenkönigs Friedrich des Grossen an seinen Berner General Robert Scipio von Lentulus (1714?1786). Lentulus brachte nicht nur Porzellan nach Bern. Als er 1767, noch im preussischen Dienst stehend, nach Bern reiste, um private Angelegenheiten zu regeln, bat der Berner Kriegsrat den berühmten General, die Berner Miliz zu inspizieren und seine Empfehlungen abzugeben, was dieser dann auch tat. Dass die eidgenössischen Orte von der militärischen Erfahrung der Söldneroffiziere profitieren konnten, war für die Anhänger des Söldnerwesens ein wichtiges Argument gegen die im 18. Jahrhundert immer stärker werdende Kritik an den «Fremden Diensten».
Bild: Bernisches Historisches Museum, Bern, BHM Inv. 688.1-43, rsp. 688.41