Die Schätze schlummern vor unserer Türe!
Zum Berner Udelbuch von 1466 im Staatsarchiv Bern
Das Berner Udelbuch von 1466 gilt als die schönste Handschrift im Berner Staatsarchiv. Es handelt sich um eine Abschrift des ersten «Burger Udelbuchs» aus dem Jahr 1389, die mit aufwändiger Buchmalerei ausgestattet ist. Das Buch erfasst die Namen derjenigen Bürger, die zwar nicht in der Stadt wohnten, durch eine Geldpfandschaft auf einer städtischen Liegenschaft, einen Udel, aber dieselben Rechte und Pflichten wie ein Berner Bürger hatten. Das Buch ist vollständig und in der ursprünglichen Schnürung erhalten, ist jedoch in späterer Zeit neu gebunden worden. Die Handschrift umfasst 516 Seiten, eine ganzseitige Eingangsminiatur sowie 50 geschmückte Initialen. Viele Fragen stellten sich rund um das Buch: Wer hat die Initiative dazu ergriffen? Wozu dessen aufwändige Gestaltung? Wo sind Vorbilder für die Malerei zu finden?
Dank der Zusammenarbeit zwischen einer Kunsthistorikerin und einem Paläographen zeigte sich, dass Niklaus Fricker, ehemaliger Stadtschreiber von Bern die Abschrift in Angriff nahm. Die Initialen dürften von mindestens zwei verschiedenen Buchmalern stammen und es scheint eine Verwandtschaft zur damals bedeutenden Basler Buchmalerei zu bestehen. Damit erhellt sich allmählich die Geschichte der wertvollen Handschrift. Dank dieser wissenschaftlichen «Inwertsetzung» des Udelbuchs wird es für breitere Kreise wertvoll. Es vermittelt Einsichten und Kenntnisse zu den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wurzeln unserer Gegenwart. Gleichzeitig werden dadurch weitere Fragen angestossen, die das Bild allmählich verfeinern und vervollständigen. Besonders ein interdisziplinäre Zusammenarbeit weitet dabei den Blickwinkel und erhöht den ideellen Mehrwert.
Bild: Staatsarchiv Bern, Foto Charlotte Gutscher
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