Das Marmoresszimmer im Château de Prangins
Gut dokumentierte Ausstattung früherer Lebensart
Das grosse Esszimmer im Château de Prangins illustriert vorzüglich verschiedene Facetten der Gastfreundschaft zur Zeit des Ancien Régime. Die Veränderung seiner Ausstattung ist dank zweier Inventare von 1748 und 1787 gut dokumentiert. Das Schloss wurde von 1732 bis 1739 durch den Baron Louis Guiguer erbaut, einen in Paris tätigen Bankier, der aus dem St. Gallischen stammte. Die erste Erwähnung des Esszimmers findet sich im Inventar, das nach seinem Tod erstellt wurde. In diesem Dokument ist das Esszimmer einer der wenigen Räume, deren Funktion genannt ist. Neben dem Marmorboden sind eine vergoldete und versilberte Ledertapete, acht Sessel und zwölf Rohrstühle sowie ein Büffet mit Porzellangeschirr genannt.
Das Inventar verzeichnet kein festes Mobiliar, was darauf hinweist, dass der Raum nicht nur für die Mahlzeiten benutzt wurde, sondern auch für andere festliche Gelegenheiten. Ein spezielles Esszimmer ist eine relativ junge Einrichtung, die in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückreicht und erst nach 1720 grössere Verbreitung findet. Vorher ass man in den Schlaf- oder deren Vorzimmern.
Das Inventar des Grossneffen von Louis Guiguer, des 1786 verstorbenen Louis-François, zeigt die grösseren Veränderungen, denen das Esszimmer in der Zwischenzeit, wahrscheinlich während der zweiten Hälfte der 1750er-Jahre, unterworfen war. Die Ledertapete weicht einem Holztäfer und der Kachelofen einem Marmorbrunnen mit zwei Becken. Der Ersatz der Heizung durch einen Brunnen gibt dem Zimmer eine neue Nutzung als Sommerraum. Auf Grund des Tagebuchs von Louis-François Guiguer und seinem Inventar wurde die Ausstattung des Esszimmers im Château de Prangins rekonstruiert und ist nun Teil der Dauerausstellung.
Bild: Musée national suisse
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