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Pfahlbauer - die ersten Schweizer?

Nach der Gründung des Bundesstaats 1848 suchte die Schweiz nach einer konsensfähigen, identitätsstiftenden Nationalgeschichte. Da kamen die Entdeckungen der Pfahlbauten im Winter 1854 gerade rechtzeitig. Diese Siedlungsreste aus der Jungstein- und Bronzezeit (ca. 4300?800 v.Chr.) fanden sich nämlich sowohl in der West- als auch in der Ostschweiz, in katholischen wie protestantischen Gebieten und im ländlichen wie städtischen Umfeld. Die «Protohelvetier» lebten als geschlossene, egalitäre, fleissige, friedfertige Gesellschaft und betrieben Landwirtschaft, Handwerk sowie Handel ? eine passende Metapher des Schweizer Sonderfalls. Die Pfahlbauarchäologie in der Schweiz war in ihren Anfängen Teil eines identitätsstiftenden, nationalen Geschichtsverständnisses. Das Bild der Pfahlbauten ist ein typisches Beispiel, wie sich eine archäologische Lehrmeinung, abhängig von Forschungsstand, Zeitgeist und Politik, im Verlaufe der Zeit veränderte.

Die Souveränität der Kantone führte dazu, dass es bis heute keine eigentliche nationale Archäologie gibt. Jeder Kanton regelt seine Archäologie in den eigenen Grenzen, eine Zusammenarbeit zwischen den jeweiligen Fachstellen findet aber durchaus statt. Mit dem Projekt HORIZONT 2015 wurde zudem ein Forum geschaffen, das einen Gedankenaustausch über die Kantons- und Institutionsgrenzen hinaus ermöglicht. Auch die Gesellschaft Archäologie Schweiz sorgt erfolgreich für eine Bündelung der föderalen archäologischen Forschungsergebnisse. Eine nationale Archäologie existiert also nicht, aber regional-kantonal ist die Archäologie in der Schweiz stark in der Bevölkerung verankert und durchaus auch heute noch identitätsstiftend: Das zeigten 2007 die einprägsamen, «protohelvetischen» Pfahlbaubilder der Sommerserie «Pfahlbauer von Pfyn» 2007 im Schweizer Fernsehen.

Bild: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich IX, 1854. Taf. 1, Abb. 4

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