Archäologische Kulturgüter in der Schweiz ? eine Ressource im Spannungsfeld von Zersiedelung und Verdichtung
Mit dem Raumkonzept Schweiz ? Ende 2012 verabschiedet ? verpflichten sich Bundesrat und Kantonsregierungen sowie Exekutiven von Städten und Gemeinden auf generelle Grundsätze zur Raumplanung. Eine Kernaussage darin lautet: «Siedlungen begrenzen und nach innen entwickeln.» Es lässt sich schon jetzt sagen, dass diese an sich sinnvolle Strategie in Zukunft vermehrt Probleme für archäologische Kulturgüter im Boden bringen wird.
Die kantonalen Fachstellen für Archäologie spüren schon seit einigen Jahren, dass die heute stattfindende Verdichtung der Siedlungsflächen gegen innen zu einem erhöhten Anfall an archäologischen Rettungsgrabungen führt. Oft liegen die letzten innerdörflichen Freiflächen in der Nähe des früheren Zentrums. An dieser idealen Lage haben schon die prähistorischen, römischen und mittelalterlichen Bevölkerungen ihre Spuren hinterlassen. Die intensive Bautätigkeit in den Agglomerationsgemeinden stellt heute zahlreiche Kantone vor grosse finanzielle Herausforderungen, denn in der Regel gehen alle diese Rettungsgrabungen zu Lasten der kantonalen Fachstellen.
In Archäologenkreisen schätzt man, dass inzwischen 90 Prozent aller 1850 noch vorhandenen archäologischen Befunde zerstört wurden. Archäologische Quellen sind eine nicht erneuerbare Ressource, die im Sinne der Nachhaltigkeit eine gezielte Bewirtschaftung, ja eigentlich einen Schutz vor Zerstörung erfahren müsste. In der aktuellen Situation mit extremer Nachfrage nach Siedlungsland ist dies nicht durchführbar. Somit ist zu konstatieren: Die politisch erwünschte und raumplanerisch sinnvolle Verdichtungsstrategie generiert für das Kulturgut im Boden neue Bedrohungen.
Bild: Archäologischer Dienst des Kantons Bern