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Erkennen, Erforschen, Erhalten ? Als Kunstgeschichte und Denkmalerhaltung noch zusammen gehörten

Johann Rudolf Rahn zum hundertsten Todesjahr

Jahrestage können ihr Gutes haben. Das zeigt das Sonderheft der Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte ZAK, dem eine Fachtagung an der Universität Zürich über den Kunsthistoriker Johann Rudolf Rahn (1841?1912) anlässlich seines hundertsten Todestages vorausging. Der Jahrestag war Anlass, sich mit Rahns Werk, seiner Rezeption und Wirkung erneut auseinander zu setzen und dieses neu zu bewerten. Eine Grundlage für die siebzehn grosszügig illustrierten Beiträge bot Rahns reicher Nachlass, der auch Gegenstand einer Sonderschau in der Zentralbibliothek Zürich war.

Aus der Distanz von mehr als hundert Jahren wird das weite Spektrum von Rahns Schriften, Aktivitäten und Beziehungen in der sich etablierenden Kunstgeschichte und Denkmalpflege aktuellen Fragestellungen und Forschungsinteressen ausgesetzt und in den auf Initiative von Daniela Mondini entstandenen Beiträgen werden eine Reihe neuer Facetten seines Denkens und Wirkens erkennbar. So bietet Rahns Hauptgegenstand, die Kunst in der Schweiz, Stoff für die Kunstgeschichte, die sich mit Fragen des Territoriums, von Zentrum und Peripherie (Provinz), Kunstlandschaft oder Alltagskultur befasst. Der Autor der ersten Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz (1876) und Professor an beiden Zürcher Hochschulen gilt als Begründer der wissenschaftlichen Kunstgeschichte der Schweiz. Aber sein Buch handelt, entgegen dem Zeitgeist, nicht von nationaler Kunst. Nicht Schweizer Kunst (als Produkt einer territorialen Einheit) sondern Kunst und Kunsthandwerk in der Schweiz, einem vielgestaltigen Territorium, ist sein Gegenstand. Rahns Ansicht, dass es dieser Kunst an Höhepunkten mangele (arm an höheren Werken der bildenden Kunst), provoziert bis heute. Allerdings erweist sich der vermeintliche Mangel bei genauer Betrachtung seiner historischen Ursachen eher als ein Charakteristikum, ein Alleinstellungsmerkmal eines Landes ohne grosse feudale Tradition. Vor diesem Hintergrund zeichnen sich Themen zur Beziehung von regionaler und nationaler Kunstproduktion oder zu europäischen Kunstlandschaften ab. Auch Rahns zeichnerischer Nachlass, vor allem seine Architekturzeichnungen, ist eine nicht ausgeschöpfte Quelle: Für ihn wesentlich ein Medium zur Aneignung und Anschauung von Architektur, stellt er heute einen wertvollen Beitrag zur Geschichte des Kulturerbes dar.

Bild: Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv

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