Energetische Ertüchtigung historischer Wohnbauten
Nina von Albertinis Haus wurde 1664 erbaut, im Besitz ihrer Familie befindet es sich seit 280 Jahren. Energie war stets ein kostbares Gut: Im Winter das ganze stattliche Haus zu heizen, wäre nicht vernünftig gewesen und so beschränkte man sich während der kalten Jahreszeit auf die Benutzung der wichtigsten Räume. So halten es die Bewohner noch immer. Sie nutzen ausserdem die Eigenheiten des Gebäudes, die im Hinblick auf einen ressourcensparenden Betrieb angelegt wurden. Über die breiten Fassaden der Süd- und Südwestseite wird Sonnenwärme gewonnen, die das Mauerwerk in der Übergangszeit zum Winter nach innen abgibt. So hat das Haus rund 350 Jahre lang funktioniert ? und damit eindrücklich den Beweis seiner Nachhaltigkeit erbracht.
Nun haben sich die globalen Rahmenbedingungen geändert. Im Zug der Energiewende sollen hierzulande Wohnhäuser bestimmte Grenzwerte im Energieverbrauch nicht überschreiten. Werte, die das Patrizierhaus in Dusch nicht aufweisen kann. Das Erreichen des Minergie-Standards könnte nur um den Preis eines unverhältnismässig hohen Energieaufwands realisiert werden ? ein Widerspruch zum Zweck der Massnahmen ? und würde erkauft mit dem Verlust einmaliger historischer Substanz. Abgesehen vom aktuellen Energieverbrauch steht das Haus in Dusch gar nicht so schlecht da: Es wurde seinerzeit aus lokalen Materialien in Handarbeit erbaut und weist darum keine graue Energie auf. Massnahmen zu seiner energetischen Ertüchtigung sollen in kleinen Schritten vorgenommen werden, erklärt Nina von Albertini. Nur so kann die historische Substanz gewahrt werden. Ihr gegenüber ist die Hausherrin zur Sorgfalt verpflichtet, allein schon aus Respekt vor dem Haus und den Menschen, die es während der vergangenen Jahrhunderte bewohnt und gepflegt haben.
Bild: Nina von Albertini, Dusch