Brandkatastrophen - ein in Mittelalter und Neuzeit häufiges Schadenereignis
Bei Stadtbränden vermochten die meisten Betroffenen, wenn überhaupt, kaum mehr als ihr nacktes Leben zu retten. Eimer aus Leder und Holz, Feuerhaken, Gabeln, Hacken und Leitern bildeten bis in die Neuzeit hinein das wichtigste Instrumentarium zur Brandbekämpfung. Solch bittere Erfahrungen mussten die Bewohner der um 1300 gegründeten Kleinstadt Willisau (LU) gleich viermal machen: 1375 und 1386 wurde die Stadt im Rahmen kriegerischer Auseinandersetzungen gebrandschatzt, 1471 brach ein Feuer aus, dem die Stadt fast vollständig zum Opfer fiel und 1704 verbrannten erneut 116 Gebäude. Das Schicksal der Willisauer war nicht aussergewöhnlich, gehörten doch Brandkatastrophen in der Schweiz bis ins beginnende 20. Jahrhundert zu den häufigsten Schadenereignissen. Der Umfang der Brandschäden mag heute erstaunen, erklärt sich jedoch aus der Baugestalt der Siedlungen. Die Mehrheit der Häuser bestand grossenteils aus Holz und war oft mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Dies erleichterte die Ausbreitung des Feuers durch Funkensprung; dazu trug ebenfalls die Enge der Gassen und Häuserzeilen bei.
Die Obrigkeiten bemühten sich, der Brandgefahr durch Vorschriften vorzubeugen. So hatten auf Kirch- oder Wehrtürmen postierte Wächter die Aufgabe, Feuerquellen zu entdecken und Alarm zu schlagen. In Willisau musste ab dem 17. Jahrhundert jeder Haushalt über Eimer und Feuerhaken verfügen. Die Möglichkeiten, der steten Brandgefahr durch städtebauliche Massnahmen entgegenzuwirken, welche die Ausbreitung des Feuers erschwerten und dessen Bekämpfung erleichterten, wurden im Mittelalter nicht überall genutzt. Immerhin ordnete der Berner Rat nach dem Stadtbrand von 1405 die Verbreiterung der Gassen sowie den Bau von Steinhäusern an. Anlass für die Entflechtung des mittelalterlichen Katasters zur modernen Plansiedlung gaben in der Neuzeit dann nicht nur brandtechnische, sondern auch hygienische Gründe.
Bild: Kantonsarchäologie Luzern; Theres Bütler
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