«Ich hoffe, dass wir an einem Wendepunkt stehen»: Ein Interview über Raumplanung, Zersiedelung und die Ressource Boden
Die Raumentwicklung in der Schweiz steht derzeit stark im Fokus der Politik. Von den Problemen rund um Verdichtung und Zersiedelung ist auch der Bereich der Kulturgut-Erhaltung stark betroffen. Im Gespräch mit Raimund Rodewald, dem Geschäftsführer der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz SL, wird den Chancen und Bedrohungen, die von Initiativen und Beschlüssen ausgehen, nachgegangen. Dabei meint Rodewald, dass die Politik rund um die Ressource Boden vor einem Systemwechsel stehe. Indiz dafür sei die hohe Sensibilität für den Bodenverbrauch bei der Bevölkerung und in der Politik. Die Ursache sieht er in der «neuen Mitte», die es seit den letzten Wahlen im Parlament gibt.
Im Bereich der Kulturgut-Erhaltung ist dabei jedoch noch ein langer Weg zu gehen. Hier gibt es widersprüchliche Tendenzen. So böten sich einerseits Chancen die historischen Ortsbilder besser zu erhalten. Gerade das Inventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz ISOS könnte hier verstärkt eingesetzt werden. Dazu muss sich die Denkmalpflege rasch in die Diskussion einbringen. Andererseits erhöht sich natürlich auch der Druck, und die Regelungen zum «Bauen ausserhalb der Bauzonen» dürfte die Zersiedelung gar noch beschleunigen. Diese werde ohnehin schleichend weitergeführt, was für Rodewald ein Alarmzeichen ist.
Als grundsätzliches Problem empfindet Rodewald, dass in der Schweiz kein Bewusstsein für Baukultur existiere. Es fehle die Sensibilität für diese Thematik. Hier fordert er eine Vorwärtsstrategie, um bei breiten Kreisen ein kulturhistorisches Bewusstsein zu fördern. Als mögliche Strategien schlägt er die Schaffung von Hotspots der Kulturlandschaft vor, wie es sie bereits im Bereich der Biodiversität gibt.
Bild: Stiftung Landschaftsschutz Schweiz