Die Nike in Gips
Ein Bild von faszinierender, fast beabsichtigt scheinender Unvollkommenheit, dennoch wirkt sie majestätisch. Gar engelsgleich erscheint sie dem heutigen Betrachter. Sie ist Siegesbotin, Namensgeberin, und zugleich ein berühmtes Beispiel für die Kunstfertigkeit antiker Bildhauer. Die Rede ist von der Nike von Samothrake, welche im Pariser Louvre residiert. 1863 wurde sie von französischen Archäologen beim Kabirenheiligtum auf der ägäischen Insel Samothrake zerbrochen aufgefunden. Die Göttin aus parischem Marmor wurde Stück für Stück wieder zusammengesetzt und nach Frankreich verfrachtet. Spätere Grabungen brachten neue Teile der Statue zu Tage, doch Kopf und Arme sind bis heute unauffindbar.
Die um 190 vor Christus entstandene Nike hat ihren Weg auch in die Schweiz gefunden: 14 Jahre lang prangte die Siegesgöttin auf dem Titel des NIKE-Bulletins. Und bereits im Jahr 1892 gelangte sie als Gipsabguss in die Basler Skulpturhalle, wo sie nun gleichsam die Galionsfigur zu deren 125-Jahr-Jubiläum bildet. Die Gipsabguss-Sammlung ist damit das älteste Fachmuseum der Stadt. In ihren Räumen finden sich über 2200 Gipsabgüsse antiker Skulpturen von Göttern, Kaisern, Sterblichen und Tieren. Weltweit einmalig lässt sich hier die Vereinigung der gesamten Bauplastik des Athener Parthenon betrachten und studieren. Dem Besucher bietet sich eine eindrückliche Zusammenstellung griechischer und römischer Meisterwerke. Nun feiert die Skulpturhalle einen bedeutenden Geburtstag. Das ganze Jahr über finden Sonderführungen und -veranstaltungen zum Jubiläum statt, welches am 22. Oktober gefeiert wird. Die Nike von Samothrake «schwebt» indessen überlebensgross als Gipsabguss über den Feierlichkeiten.
Bild: Boris Schibler, NIKE