4 Beispiele für den unterschiedlichen Umgang mit Kunstwerken und Denkmalen aus Stein und Beton
Wenn frisch abgebundener Beton von seiner Schalung befreit wird, weist die Oberfläche eine dünne, hellgrau erscheinende und meist gleichmässige Zementhaut auf. Durch die Bewitterung und die damit verursachten Anlöseprozesse wird diese Haut mehr oder weniger reduziert. Dadurch wird das Erscheinungsbild dunkler und die Oberflächenstruktur körnig. Eine allgemein gültige Strategie für den Umgang mit der Materialität von Kunstdenkmälern bei deren Restaurierung gibt es nicht. Grundsätzlich braucht es jedoch eine Diskussion über die Frage: Wie «schön» soll, darf oder muss ein gealtertes Kunstwerk nach seiner Restaurierung aussehen? Wo kippt das optische «face-lifting» über in ein «lifting to fake»?
Aus materialtechnologischer Sicht wird schon mit der Verwendung von konfektioniertem Kosmetikmörtel auf gealterten Betonoberflächen das Präjudiz geschaffen, optische Abweichungen mit Farbe zu korrigieren. Ein deckender Anstrich widerspricht jedoch der künstlerischen Intention der Materialsichtigkeit und kann nicht in Frage kommen. Grossflächige Retuschen würden das Gesamtbild für kommende Jahre optisch beruhigen, eine partielle Farbhaut wird aber der Bewitterung auf Dauer nicht, oder nur mit ständigem Unterhalt, standhalten.
Die vier im Beitrag vorgestellten Objekte sind keine Museumsstücke und unterliegen witterungsbedingt einem Veränderungsprozess. Sie erfüllen ab dem Zeitpunkt der ersten Präsentation einen Zweck in Relation zur Zeitepoche, des Zeitgeistes und des Standortes. Künstlerische Absicht aber auch unterschiedliche Ansprüche der Repräsentation müssen respektiert werden. Sind nun konservatorische und restauratorische Massnahmen geplant, sollen alle Kriterien, natürlich auch die Kostenfrage, zwangsläufig zu einer Bewertung des Objekts führen. Diese Bewertung sollte im interdisziplinären Team erfolgen.
Bild: Archiv Tobias Hotz, Weinfelden