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Experimentelle Archäologie: Die Suche nach einem vergessenen immateriellen Kulturerbe

Während es die Hauptaufgabe der Archäologie ist, ihre Funde zu katalogisieren und deren Funktion zu erforschen, so wird doch auch versucht, sie gewissermassen von innen her zu erschliessen und ihre Entstehung zu verstehen. In der experimentellen Archäologie geht es darum, sich dem vor- oder frühgeschichtlichen Handwerker anzunähern auf der Suche nach seiner Denkweise, seinen Absichten, seinen Kenntnissen und seinen Gesten. Dabei versteht es sich von selber, dass es für die Herstellung irgendeines Gegenstands stets mehrere technische Vorgehensweisen gibt, und dass in den alten Gesellschaften das Irrationale immer mit dem Rationalen einhergeht. Man darf die materielle Hinterlassenschaft der ersten Kulturen nicht ausschliesslich unter funktionalen und logischen Gesichtspunkten betrachten: Symbolik und Religion waren eng mit «Ökonomie» und Materiellem verknüpft.

 

Der Archäologe muss darum all dies nach-denken und ableiten. Ausgehend vom Befund und dessen Untersuchung muss er die richtigen Fragen stellen und eine passende experimentelle Methode wählen. Die experimentelle Archäologie ist die Suche nach immateriellem Kulturgut, indem sie die Vergangenheit wieder lebendig machen will. Dabei werden nicht lediglich manuelle Fertigkeiten und Objekte reproduziert, sondern auch versucht, die damaligen Kunsthandwerker in ihrer ganzen sozio-kulturellen Komplexität zu erfassen. Kunsthandwerker, die heute verschwunden sind, nichtsdestoweniger aber von Generation zu Generation unsere heutige materielle Kultur geformt haben.

 

Bild: Fotografie C. Zaugg

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