Im Bilde sein oder nicht im Bilde sein?
Immaterielle Kultur ist per Definition die Kultur jenseits der Dinge, die man nicht (an)fassen kann. Wie ist sie zu dokumentieren? Film scheint in vielerlei Hinsicht eine gute Lösung zu sein. Film hilft dabei, Kultur dingfest zu machen, in dem er kulturelle Phänomene «auf Band festhält». Und Filme produzieren Bilder «am laufenden Band» und sind, wie die immaterielle Kultur auch, stets in Bewegung.
Die vorrangigen Nutzniesser und das Hauptpublikum der UNESCO-Konvention sind die lokalen Akteure. Somit bestimmen nicht Experten sondern die Akteure selbst die Ziele und Funktion eines Filmprojektes. Das heisst, die Akteure entscheiden auch, welche kulturellen Formen aufgenommen, dokumentiert und bewahrt werden sollen ? und wem der Zugang zu einer solchen Dokumentation erlaubt ist.
Was von der UNESCO aber auf eine Liste gesetzt, dokumentiert und mit einem Prädikat versehen wird, mutiert zu etwas Besonderem. Wir leben heute in einer von Video- und Digitaltechnik dominierten Welt. Das bedeutet, dass Filme ihren Weg in die Öffentlichkeit finden werden, ohne, dass dies von den Akteuren vor Ort oder Institutionen kontrollierbar sein wird. Um die Eventisierung und Sinnentleerung kultureller Phänomene auf ihrem Weg in die Öffentlichkeit zu verhindern, empfiehlt es sich, sie zu begleiten und unter Umständen korrigierend einzugreifen.