Die Kontrolle des Eintritts ins Erwachsenenalter
Der Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein war oder ist in vielen Gesellschaften noch immer Gegenstand spezieller sozialer Einbindungen. In Jura und Berner Jura wurden die jungen Männer innerhalb von Knabengesellschaften auf ihre künftigen Aufgaben als Erwachsene vorbereitet. In der Regel waren die Kommunion (16 Jahre) oder die Einberufung (18 Jahre) der Zeitpunkt, da man in eine solche Bruderschaft eintreten durfte. Eintritt wie Austritt waren kostenpflichtig. Je nach Gemeinde war der Zugang ausschliesslich den Bürgern möglich oder wurde liberaler gewährt.
Die Knabengesellschaften erscheinen als eine Form «Vorunterricht» in den gesellschaftlichen Regeln. So waren diese Organisationen durch eine klare Hierarchie gegliedert. Die Mitglieder hatten die Verantwortung für sämtliche festlichen Anlässe des Jahres sowie für verschiedene Vergnügungen, wobei stets eine sehr strikte Disziplin eingehalten wurde. Auch an den wichtigen individuellen Lebensabschnitten, vor allem an Hochzeiten, waren die Vereine präsent. Sobald die Heirat eines Mitglieds angekündigt wurde, organisierten sich dessen Kollegen, um von ihm die sogenannten «Rinderfüsse» zu fordern, die Abgabe, die er beim Austritt, welcher mit der Heirat automatisch erfolgte, zu bezahlen hatte.
Daneben ahndeten die Knabenvereine auch alle möglichen Delikte. So liefen der untreue Ehemann, der Geizhals, der Faulpelz, der abtrünnige Bauer oder wer auch immer Regeln der Gemeinde verletzt hatte, Gefahr, von der Knabengesellschaft eine Strafe zu erhalten. Sie war es auch, die im Bedarfsfall ledigen Müttern bei der Suche nach einen Paten half, oder die Taufe bezahlte, oder aber nachts die Selbstmörder begrub. Schliesslich setzten sich die Knabengesellschaften auch für die Beziehungen zwischen den Dörfern ein.
Bild: Musée jurassien d’art et d’histoire, Delémont