Viae helveticae – Römerstrassen in der Schweiz
Von Portugal bis zum Vorderen Orient haben die Römer während Jahrhunderten ein Wegnetz von beeindruckender Dichte angelegt. Die wichtigsten Routen sind auf der ältesten bekannten Karte, der «Tabula Peutingeriana» verzeichnet, der mittelalterlichen Pergamentkopie eines römischen Originals aus der späten Kaiserzeit. Auf diesem Dokument führen mehrere Routen durch das Gebiet der heutigen Schweiz. Diese Strassen wurden oft auf älteren Wegstrecken angelegt und haben nicht selten die Antike überdauert. So finden ihre grossen Stränge im Autobahnnetz des 20. Jahrhunderts einen späten Widerhall.
Im Gebiet der Helvetier wurden die Strassen in der Regel nach einheitlichem Schema gebaut. Entsprechend den vor Ort verfügbaren Materialien sind sie als Pisten aus Kieseln, Sand oder Erde von fünf bis sechs Metern Breite angelegt, die auf einem Bett aus grösseren Steinen ruhten. Die Oberfläche der Strassen wurde regelmässig erneuert. Flüsse und Bäche wurden mittels Holz- oder Steinbrücken überquert. Andere Kunstbauten, wie Stützmauern, Tunnels oder Galerien sind gelegentlich noch erhalten.
Bei Geschwindigkeiten von einigen Dutzend Kilometern pro Tag, konnten Reisen mehrere Tage lang dauern und die Strecken waren von Unterkünften und Herbergen gesäumt. Zudem standen am Wegesrand regelmässig Wegzeichen, steinerne Säulen von zwei bis drei Metern Höhe, auf welchen die Distanz zur nächsten Provinzverwaltung verzeichnet war. Tagelang auf den römischen Routen unterwegs zu sein, teilweise bei widrigem Wetter oder in unwirtlichen Gegenden, ganz zu schweigen von unliebsamen Begegnungen im Wald, war keine Erholung. Die Befürchtungen während einer solchen Reise spiegeln sich in den Kultstätten am Wegesrand und der grossen Menge der dort niedergelegten Votivgaben wider.
Bild: Archäologischer Dienst des Kantons Freiburg, Zeichnung R. Schwyter