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Zeitzeugen der Kinogeschichte

Wer sich in die Berner Gewerbezone zwischen Güterbahnhof und Kehrichtverbrennung wagt, stösst im Gebäude der ehemaligen Cacao-Rösterei von Chocolat Tobler, unter dem Namen «Lichtspiel», auf eine kulturhistorisch einmalige Sammlung an kinotechnischen Apparaturen aus allen Epochen seit der Erfindung des Films. Doch wo sind die Filme aus den über 110 Jahren Filmgeschichte geblieben, die früher durch diese Projektoren liefen?

 

In der Schweiz wie in vielen anderen Ländern bewahren Filmarchive die Schätze der Filmgeschichte und restaurieren vom Zahn der Zeit bedrohte Unikate. Doch zu sehen bekommt das Kinopublikum die Werke vergangener Zeiten selten. Nur wenige Kinos und Filmklubs – zusammengeschlossen im Netzwerk Cinélibre – zeigen in der Schweiz Werke der Filmgeschichte. Und von Jahr zu Jahr wird es schwieriger, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Das liegt vor allem an der schwindenden Verfügbarkeit von spielbaren Filmkopien.

 

In den 50er-Jahren gründeten die Vorgängerorganisation von Cinélibre, die Fédération suisse des ciné-clubs, zusammen mit der Cinémathèque suisse den Filmfonds: Filmklubs und Kinos hatten während Jahrzehnten Zugriff auf eine wachsende Zahl an Kopien von Filmklassikern. Nicht zuletzt weil die eidgenössische Filmförderung die Unterstützung des Projekts strich, schlief der Filmfonds ein.

 

Die kulturpolitische Frage aus heutiger Sicht: Welchen Sinn macht die Förderung des aktuellen Filmschaffens, wenn die Verfügbarkeit des filmhistorischen Erbes, dem die Filme von heute bald angehören werden, vernachlässigt bleibt?

 

Das «Lichtspiel» in Bern ist auch ein Kino. Regelmässig können dort umrahmt von technischen Zeitzeugen Filmklassiker genossen werden. Zumindest noch so lange wie Kopien spielbar und verfügbar bleiben.

 

 

Bild: Lichtspiel / Kinemathek Bern, Foto: Dominique Uldry, Bern

 

 

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