Augenschein auf den Schweizer Segelsport
Die Schweiz verfügt für ein Binnenland über eine erstaunlich aktive Seglergemeinschaft. Zu Beginn des letzen Jahrhunderts war der Segelsport zweifelsfrei den Reichen vorbehalten. Schiffe wurden ausschliesslich aus Holz gefertigt, oft als Statussymbol angeschafft und zum gelegentlichen Regattasegeln eingesetzt. Anfangs der 30er-Jahre war die Société Nautique de Genève (SNG) die treibende Kraft im Schweizerischen Segelsport. Für sie entwickelten die Schiffsarchitekten Godinet, Camate und Amiguet den Typ der heute noch sehr geschätzten und beliebten kleinen Dreimannsegelyacht «15m2 Serie Nationale Suisse (SNS)». Um 1940 begann sich der unter Schiffsarchitekten legendäre Henri Copponex (1907-1970), der in Zürich Mathematik und Ingenieurwesen studierte, Brücken konstruierte und dann in Genf eine Professur annahm, mit der 15m2 SNS zu beschäftigen.
Das wohl berühmteste von Copponex entworfene Boot ist die Lacustre. Diese entstand 1938 als Einzelkonstruktion im Auftrag eines reichen Genfer Zahnarztes: Eine neuneinhalb Meter lange und nur 1,81 Meter breite Rennyacht mit einer berechneten Segelfläche von 25 Quadratmeter am Wind, die von einer vier- bis fünfköpfigen Crew gesegelt wird. Von dieser Konstruktion wurden über 250 Yachten gebaut, und das Schiff wird heute noch für seine Segeleigenschaften und klassische Eleganz geschätzt. Die Materialisierung des Bootsrumpfes, zu seinen Anfangszeiten in Holz, durchging bei praktisch allen Bootsklassen in den 60er-Jahren den Wechsel zu glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Dank dieser neuen Technologie konnten die Yachten nicht nur steifer und leichter gebaut, sondern zu tieferen Preisen und in grösseren Stückzahlen produziert werden. Den eleganten alten Damen aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts können sie in optischen Belangen allerdings kaum das Wasser reichen.
Bild: Naval Design GmbH, Christian Bolinger