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Zeitgenössische und historische Architektur – ein möglicher Dialog

Bei der Erweiterung historischer Bauten stellt sich die Frage, in welcher architektonischen Sprache das geschehen soll. Das Beispiel der Erweiterung des Bernischen Historischen Museums durch das Bieler Architekturbüro «:mlzd» zeigt, dass eine zeitgemässe Architektur sich aus dem Alten ableiten lässt, ohne dass sie sich anbiedert. Das Museum wurde 1892–1894 nach Plänen des Stuttgarter Architekturprofessors André Lambert errichtet. Ursprünglich für die Bewerbung Berns für ein schweizerisches Nationalmuseum entworfen, sollte seine Erscheinung «nationalen Charakter» haben, wofür Lambert den Übergangsstil des 16. Jahrhunderts als Vorbild gewählt hatte. Für eine ganze Reihe von Bauteilen führte er überdies historische Vorbilder an: Eingangspartie, Türme oder Portale zitieren Bauten in Zug, Neuenburg, Avenches und anderen Schweizer Städten. Geschichte als Basis für ein Nationalgefühl im noch jungen Bundesstaat fand im wehrhaften Historismus des Baus ihren architektonischen Ausdruck.

 

Die Gegenwart des 21. Jahrhunderts prägt die architektonische Sprache der Erweiterung «KUBUS/TITAN»; gleichzeitig findet aber eine intensive Auseinandersetzung mit dem bestehenden Bauwerk statt. Eine vier Stockwerke hohe Glasfront wird zum monumentalen Spiegel, in dem, wie in einem Bildschirm, der alte Museumsbau abgebildet wird. Die restlichen Seiten des Neubaus sind als monolithisches Betonvolumen ausgeführt, dessen steinerner Charakter auf die den Altbau prägenden Steinblöcke verweist. Die Struktur der Betonhaut ist der Oberfläche eines bossierten Quaders nachempfunden, ihr felsenhaftes Aussehen setzt den Zug des Wehrhaften fort. Zwischen Alt- und Neubau entstehen Bezüge, die über den blossen Gegensatz alt – neu deutlich hinausgehen.

 

 

Bild: :mlzd, Biel

 

 

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