Zur Bedeutung von Sportstadien als Kult- und Kulturstätten
2«Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus!» Die Worte von Herbert Zimmermann am 4. Juli 1954 im Wankdorfstadion in Bern lassen noch heute viele Deutsche erzittern. «Deutschland ist Weltmeister!» ruft er mit brechender Stimme ins Mikrofon, während auf dem Feld das Deutsche Team gefeiert wird.
Es sind Szenen, die für das deutsche Nationalbewusstsein eine immense Rolle spielen. Das «Wunder von Bern», der im Finale gegen die favorisierten Ungarn errungene Weltmeistertitel, gilt als Wiedergeburt des gedemütigten Nachkriegsdeutschlands: Mit der freudigen Formel «wir sind wieder wer» zeigte die junge Bundesrepublik fortan ein neues Selbstbewusstsein. Die Bilder der Partie im Berner Wankdorfstadion haben sich in die kollektive Erinnerung der Nation eingeprägt. Der Ort des Erfolgs wurde zum Symbolträger einer kollektiv erfahrenen und friedlichen Emanzipation des «Deutschen» im Nachkriegseuropa.
Als 2001 das für den damaligen Final ausgebaute Stadion abgebrochen werden sollte, waren viele Deutsche entsetzt, wie ein Bericht der Berner Zeitung vom 2. Juni 2001 zeigt. «Das Wankdorfstadion ist für mich praktisch ein Heiligtum», meinte beispielsweise Horst Eckel, mit 22 Jahren Jüngster der «Helden von Bern», die das Finalspiel bestritten hatten. Er sei überzeugt, dass das Stadion «bei uns in Deutschland ein Denkmal wäre».
Das Wankdorfstadion ein Denkmal? Der Wert des alten Baus wurde in Bern im Rahmen der Planung des Neubaus durchaus erkannt. Der Gesamtkomplex Wankdorfstadion wurde im Bauinventar der Denkmalpflege als «erhaltenswert» eingestuft. «Vor allem die Haupt-Tribüne und die zweigeschossige Kopf-Estrade waren bedeutende Zeugen bernischer Ingenieurarchitektur der Moderne», hält die Denkmalpflege noch heute auf ihrer Webseite fest.
Bild: Sportmuseum Schweiz