Wieviel Tourismus verträgt die Kulturgüter-Erhaltung? Ein Interview
Kulturdenkmäler sind Publikumsmagnete. Insbesondere historische Hotels, die als Gasthäuser ja a priori Gäste anziehen sollen. Dabei ergeben sich Konflikte zwischen den Anliegen der Erhaltung und denen der Nutzung. Hier gibt es Chancen, aber auch Gefahren bei der Zusammenarbeit von Tourismus und Kulturgüter-Erhaltung. Im Gespräch mit Martin Küttel, Direktor des Hotels Paxmontana in Flüeli-Ranft und Präsident der Vereinigung Swiss Historic Hotels und Daniel Gutscher, Chef von ICOMOS Schweiz, wird dieses Spannungsfeld beleuchtet.
Beide Gesprächspartner sind sich einig, dass die beiden Bereiche untrennbar miteinander verknüpft sind: Die Geschichte des Tourismus ist eng mit Architektur verknüpft und die Erhaltung von Kulturgut macht nur dann Sinn, wenn man es zeigen kann. Es besteht ein intensiver Austausch zwischen beiden Seiten. Dabei wird die Denkmalpflege immer stärker als Partner wahrgenommen, mit dem zusammen gute Lösungen gesucht werden. Knarrende Böden oder alte Badezimmereinrichtungen müssen dabei nicht zwingend negative Auswirkungen haben, im Gegenteil. In historischen Hotels können sich solche «Mängel» als Gewinn erweisen, da gerade sie Authentizität vermitteln. Der Verzicht auf gewohnten Komfort kann auch zu neuem Genuss führen.
Grundsätzlich sei das gemeinsame Gespräch wichtig, betonen die Gesprächspartner. Doch gerade hier stösst man auch auf Grenzen. Sei es, dass Denkmalpfleger bei Touristikern die gebotene Sorgfalt vermissen, sei es dass Touristiker die Denkmalpfleger als Verhinderer sehen. Gutscher meint, dass gerade wegen Sturheit auf beiden Seiten oft mehr historische Substanz verloren gehe, als notwendig. Denn, so bestätigt Küttel, ein historisches Hotel ist nicht teurer im Unterhalt, da die Bausubstanz von guter Qualität ist. Und schliesslich ist festzuhalten, dass die Auslastungszahlen historischer Hotels deutlich über dem Durchschnitt liegen.
Bild: Swiss Historic Hotels