Unterhalt und Instandsetzung von Dächern: Die Praxis des Kantons Waadt
Dächer und Dachflächen werden oft als die «fünfte Fassade» eines Gebäudes bezeichnet. Im Kanton Waadt, der reich ist an Hügeln und Bergen und dem es nicht an Aussichtspunkten mangelt, ist diese «fünfte Fassade» ein nicht unwesentlicher Faktor im Landschaftsbild.
Zu Beginn der 1970er-Jahre pflegte man bei Restaurierungen und Instandsetzungsarbeiten entweder industriell gefertigte, alt wirkende Ziegel zu verwenden oder gebrauchte Ziegel aus gesicherten Beständen wieder zu verwerten. Diese Praxis war aus zweierlei Hinsicht problematisch: Erstens drohte eine schleichende Vereinheitlichung der Bedachungen mit einem bräunlichen Farbton als Standard – auf Kosten regionaler Eigentümlichkeiten. Zweitens war der Bestand an geretteten und gesicherten Ziegeln begrenzt.
Die Denkmalpflege des Kantons Waadt machte sich deshalb auf die Suche nach alternativen Lösungen. Sie konnte die regionalen Ziegelfabrikanten dazu bewegen, gewisse ihrer Produkte so zu modifizieren, dass diese – was Form und Farbe anbelangt – zu den alten Ziegeln passen und auch den örtlichen Besonderheiten gerecht werden.
Dreissig Jahre später fällt die Bilanz positiv aus. Die lokale Ziegelindustrie hat geeignete Fabrikate auf den Markt gebracht, die nur unwesentlich teurer als normale Ziegel sind. Die Produkte finden heute nicht nur bei historischen Gebäuden, sondern auch bei Neubauten Verwendung. Die Dächer in der Waadt erhalten so allmählich ihre regionalen Farbtöne und Eigenheiten zurück.
Bild: Eric Teysseire, Lausanne